kuckensema: auf bremens Leinwand
: „Show People“von King Vidor

Wie ein begossener Pudel steht sie da: Marion Davis, eine der schönsten Diven der Stummfilmära, wird von oben bis unten aus einem Soda-Syphon bespritzt. Sie ist empört, die Leute lachen. Auch heute noch, 75 Jahre (!) nachdem diese Einstellung gedreht wurde. Nicht jeder Stummfilm altert so gut wie „Show People“ von King Vidor. Dabei ist er nicht etwa eine reine Sahnetorten-Kömödie, sondern so etwas wie eine satirische Reflexion, über die Slapstickfilme, das Starsystem und Hollywood überhaupt.

Marion Davis spielt Peggy, die aus der Provinz nach Hollywood kommt, um hier eine große Karriere zu machen. Sie ist komisch, die Kamera und das Publikum lieben sie, aber ihr ist dieser Erfolg nur peinlich. Sie will unbedingt eine seriöse Schauspielerin werden, nennt sich Patricia Pepoire und macht sich so nun wirklich zum Gespött von ganz Hollywood, bis eine erneute Sodadusche und eine geworfene Torte sie wieder zur Vernunft bringen.

Regisseur King Vidor bietet mit „Show People“ eine fast dokumentarische Inneneinsicht in Hollywoods Traumfabrik: Die Filmcrew selber spielt die Filmcrew, Stars wie Charlie Chaplin, und Douglas Fairbanks sind sozusagen an ihrem Arbeitsplatz zu sehen und King Vidor tritt als Regisseur King Vidor auf.

Das Kino 46 zeigt jedes Monat einen Stummfilm mit live gespielter Musik – diesmal geschieht das in Zusammenarbeit mit der Glocke. Zu einer Stummfilmkomödie passt ein Pianist, und mit Ezzad Nasashibi hat Bremen einen sehr begabten Klavierspieler, der sich auf improvisierte Stummfilmbegleitung spezialisiert hat und – wenn nötig – zum Film auch trötet, rasselt, knallt oder planscht. Und weil der Film genauso alt ist wie die Glocke, eignet er sich ideal für deren Jubiläumsprogramm. hip

Freitag, 18 Uhr, Glocke