beiseite
: Bücherwinter

Nach einem Großereignis wie der Buchmesse herrscht im gesamten Literaturbetrieb immer eine große Erschöpfung. Klar, nach den vielen Events, Empfängen, Literaturbeilagen etc. Was es aber nicht gibt: eine große Leere, so ein Fallen in ein Loch zwischen Herbst (ist nach der Zeitrechnung im Literaturbusiness bereits um) und Frühjahr (fängt im Januar an). Im Gegenteil, es beginnt eine sehr schöne, freudvolle Arbeit. Die Mussbücher sind besprochen, die heißesten Neuentdeckungen gefeiert, die Russen ordentlich gelesen – jetzt gilt es zum einen zu sammeln, was aus unterschiedlichsten Gründen liegen geblieben ist, bei uns etwa Julia Francks Roman „Lagerfeuer“, Hanns-Josef Ortheils Liebesbuch „Die große Liebe“ oder Georg M. Oswalds „Im Himmel“. Zum anderen aber, und viel aufregender, bricht die Zeit der wahren Entdeckungen an. In Ruhe kann gelesen und ohne Aktualitätsdruck nach Perlen getaucht werden. So kann man überprüfen, ob Peter Glaser seinen Klagenfurt-Ruhm mit dem Erzählband „Geschichte vom Nichts“ bestätigt; was Ror Wolf so treibt; ob Michael Chabon mit seinen „Junge Werwölfe“-Erzählungen an die große Form seines Romans „Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier & Clay“ anknüpft; oder was es mit Monika Zöllners Roman „Bleibtreu“ auf sich hat, laut Verlag „die gefühls- und sprachgenau beschriebene Erfahrung einer Frau auf dem Weg in die Geliebtenexistenz“, in der Realität die Liebesgeschichte zwischen einer jungen Frau und einem sehr bekannten und nicht mehr jungen deutschen Großschriftsteller. Der übrigens, wie man in Frankfurt hörte, nicht plant, das Buch mit Hilfe der Justiz verbieten zu lassen. Freuen wir uns also auf den Bücherwinter! GBA