„Bananensaft riecht nach Kotze“

Energydrinks und isotonische Getränke sind ungesund und schmecken schlecht. Das findet die Verbraucherzentrale. Jetzt will sie Jugendliche davon überzeugen. Die aber zeigen sich skeptisch

VON FELIX WADEWITZ

Fünf Bars in zwei Stunden. Die Zechtour der Achtklässler hatte es in sich. Ein Grünen-Politiker verführte gestern die 13- bis 15-jährigen SchülerInnen der Borsig-Oberschule in Kreuzberg zum exzessiven Genuss von Mixgetränken: Matthias Berninger, Staatssekretär im Verbraucherschutzministerium. Er eröffnete die „Mach-Bar“ in der Gelben Villa, einem Kreuzberger Bildungszentrum für Jugendliche. Das Projekt wird von dem Ministerium mit 220.000 Euro gefördert.

Die „Mach-Bar-Tour“ wurde in Nordrhein-Westfalen entwickelt, gastiert diese Woche in der Gelben Villa und wird dann in Berliner Schulen eingesetzt. An fünf Bars werden Kids über die negativen Seiten von industriellen Mix-Getränken wie Gatorade und Powerade informiert werden – diese Energydrinks führen zu Übergewicht sowie Herz- und Kreislaufproblemen, sagt die Verbraucherzentrale.

Halime (15), Kübra und Damla (beide 13) testen an der „Kost-Bar“ zwei selbst gemixte mit zwei industriell hergestellten Drinks. Sie wissen nicht, was sich in welchem Behälter befindet. „Schmeckt eklig, ich kotz gleich“, sagt eines der Mädchen nach dem ersten Schluck. Das hatte sich die Verbraucherzentrale anders vorgestellt. In dem Behälter ist ein selbst gemixter Saft. Nach vier Tests wird klar: Die Mädchen erkennen problemlos die Unterschiede. Besser schmeckt ihnen das Selbstgemachte aber nicht. „Die Kinder empfinden den ursprünglichen Geschmack von Früchten nicht mehr als lecker“, sagt Christiane Röhling von der Verbraucherzentrale. „Denen schmeckt nur noch, was mit Zusatzstoffen angereichert ist.“

Dann mixen die Mädchen selbst: vier Fruchtsäfte und Wasser. Nur auf Bananensaft verzichten die Realschülerinnen, weil „der nach Kotze riecht“. Das Ergebnis wird „als ganz okay“ empfunden. Viel interessanter ist aber der Preis: Ein Liter Industrie-Drink kostet knapp 2,40 Euro, die Eigenmischung nicht mal die Hälfte. Aber auch das wird das Trink-Verhalten der Teenager nicht beeinflussen: „Wir trinken sowieso nur Ayran“, meint Kübra. Das türkische Getränk aus Joghurt, Salz und Wasser ist durch die Säure des Joghurts „voll erfrischend“.