Aufrüsten für die Beststellerlisten

Was gibt’s Neues bei der Frankfurter Buchmesse? Direktor Neumann wartet mit ein paar Änderungen auf. Und das Schwerpunktland Russland wirft seine Schatten voraus

Es ist zwar immer noch ein paar Tage hin, bis die Frankfurter Buchmesse beginnt, genau genommen sieben. Doch ihre Schatten hat sie schon Monate vorausgeworfen. So steht das diesjährige und meist im Sommer anlaufende Herbstprogramm der Verlage verstärkt im Zeichen des Buchmessenschwerpunktes Russland: kein Verlag, der nicht mindestens zwei Bücher russischer Autoren oder Autorinnen im Programm hat oder wenigstens eine Anthologie. Und keine überregionale Zeitung und Literaturzeitschrift, die nicht schon haufenweise russische Bücher besprochen (die taz am 24. 9.) oder literarische Beilagen mit Russland-Schwerpunkten produziert hätte. Dieser Schwerpunkt hat es in sich (ach Litauen, ach Griechenland!): Da will was weggeschafft werden, da will getrommelt werden, da scheint sich was zu lohnen!

Das glaubt auch Buchmessendirektor Volker Neumann, der dieser Tage die ersten Zahlen zur diesjährigen Buchmesse herausgegeben hat und der dpa verriet, trotz der Krisenstimmung der letzten Monate frohen Mutes zu sein: „Wir werden ein hervorragendes Weihnachtsgeschäft erleben“, orakelt Neumann und glaubt daran, dass das auch unabhängig von unvermeidlichen Kassenknüllern wie Dieter Bohlens „Nichts als die Wahrheit, Teil 2“, Naddels Erinnerungen „Ungelogen“ oder Susanne Juhnkes „In guten wie in schlechten Tagen“ so sein wird: „Das sind nur Promille des Buchmarkts.“

Klar, dass Bohlen, Naddel und Juhnke auch bei der Buchmesse auftreten und höchstwahrscheinlich Riesenaufläufe verursachen werden.

Kennt man Auftritte wie diese schon aus den vergangenen Jahren, so wartet die Buchmesse aber auch mit dezenten Neuerungen auf: Das Publikum darf schon am Freitagnachmittag auf die Messe, statt wie sonst erst ab Samstag. Es kann sogar Filme gucken, da ein Buchmessenkino in Halle 4 mit 450 Plätzen eingerichtet wurde – das zunehmend genutzte filmische Potenzial von Literatur macht es möglich. Und zumindest am Montag, dem 13. Oktober – dem letzten Tag der Messe – darf es die Bücher, die es am Wochenende bevorzugt klaut, auch kaufen: Dass das kein großes Geschäft wird, kann man sich denken. Dazu hat man in diesem Jahr verstärkt so genannte Foren eingerichtet, zum Beispiel das Forum Mittel- und Osteuropa, wo es eine Diskussion über Menschenrechte gibt, oder ein Trendforum, wo Krimiautoren über neue Tendenzen in der Kriminalliteratur Bericht geben.

Alles Neue macht der Neumann, möchte man kalauern, selbst die zähe Standortdebatte (München, München!) mag ihm kaum noch jemand in Frankfurt nachtragen.

Immerhin kann der in diesem Jahr zum zweiten Mal als Direktor amtierende Neumann auch darauf verweisen, wieder mehr Aussteller nach Frankfurt gelockt zu haben und fast vierzig Prozent mehr Veranstaltungen als im Vorjahr zu verbuchen, unter anderem die von ihm nach dem Vorbild „Leipzig liest“ initierte Lesereihe „Leseland Hessen“.

Ob aber der Hype um die russische Literatur länger als eine Saison dauert, darf bezweifelt werden. Bislang steht noch kein Russe in den Bestsellerlisten. GBA