In spanischen Tomatengewittern

In Buñol bei Valencia hat Gemüsewerfen Tradition: Immer Ende August versinkt das Städtchen in Tomatenpampe

Die „Tomatina“ ist keine Maggi-Kreation, sondern die größte Gemüsepampe der Welt. Zehntausende Iberer und Touristen strömen jedes Jahr Ende August in die Kleinstadt Buñol im Osten Spaniens, um sich eine Stunde lang mit vollreifen Tomaten zu bewerfen. Schon früh am Morgen karren fünf Lastwagen 140 Tonnen glitschige Munition an, die nach einem strikten Regularium vor dem Werfen zerdrückt werden müssen – damit niemand verletzt wird.

Manche Teilnehmer sind in Müllsäcke gehüllt, die meisten tragen aber nur Badehose oder Bikini – und Schwimmbrillen gegen den roten Saft. Keine Wand darf trocken bleiben, lautet das Motto – nicht mal das Rathaus. Wie es mit der schmierigen Schlacht angefangen hat, weiß keiner mehr genau. Angeblich sollen sich in den 50er-Jahren einmal Jugendliche über einen Straßenmusikanten lustig gemacht haben – woraufhin der zur Tomate griff. Unter der Franco-Diktatur herrschte ein Wurfverbot, das zähneknirschend befolgt wurde. Seit 1970 ist die Schlacht ganz offiziell. Wenn die Krieger knietief im Püree stehen, wird das Fruchtfleisch-Gemetzel per Böllerknall beendet. Die verschmierten Bataillone werfen sich dann in den Fluss, um sich die rote Brühe abzuwaschen. Noch wochenlang riecht es in Buñol nach Tomatensoße. FLEE