Die Stimmungskiller

Fakten: Was Frauen immer wieder nervt, wirklich nervt

Mädchen und Frauen können heute alles machen – einen spannenden Job ergattern, einen Mann finden oder nicht, Kinder kriegen oder keine, sich Liebhaber nehmen und extra lange leben. Toll, wenn man einige Punkte vermeidet, die die Stimmung auf Dauer versauen.

Stimmungskiller Nummer eins kann ein Mädchen schon in der Jugend ereilen:

Über die Hälfte der Mädchen sind mit ihrem Körper unzufrieden. Laut einer Umfrage des Robert-Koch-Instituts bei über elfjährigen Kindern und Jugendlichen gaben 55 Prozent der Mädchen an, sie fänden sich „zu dick“. Nur 36 Prozent der Jungs sagten das Gleiche über ihren Körper. Die Prozentzahlen der Unzufriedenen sind im Vergleich zu früheren Umfragen gestiegen.

Interessanterweise waren laut der Studie Normalgewichtige, die sich als „zu dick“ einstuften, unglücklicher als Übergewichtige, die sich in ihrem Selbstbild okay fanden. Der Stress entsteht im Kopf, nicht in den Fettzellen. Hier verbirgt sich kein persönliches Problem, sondern ein gesellschaftliches: die Abwertung des weiblichen Körpers.

Die schlechte Laune kann man leicht bis ins hohe Alter mitschleppen. Verstärkt nämlich wird sie vom Glaubenssystem der Evolutionsbiologie, das derzeit besonders populär ist, weil es wissenschaftlich daherkommt. Danach erwecken vor allem junge, schöne Frauen, die einen hohen „Reproduktionsstatus“ signalisieren, männliche Aufmerksamkeit. In einer alternden Gesellschaft, die immer noch die Zweierpartnerschaft hochjubelt, werten diese Behauptungen die Mehrheit der älteren Frauen ab.

Hat die Frau von heute sich von diesen Bildern freigemacht und möchte nun mit Mann und Familie leben, dann muss sie vor Stimmungskiller Nummer zwei auf der Hut sein: Geld. Die Mehrheit der Frauen leistet als Hausfrau und Mutter ohnehin tausende Stunden an unbezahlter Arbeit und bleibt damit vom Ehemann finanziell abhängig. Immer mehr Frauen arbeiten als Zuverdienerinnen im Niedriglohnbereich. Nach einer Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen ist der Anteil der Frauen im Niedriglohnbereich an allen weiblichen Beschäftigten in Westdeutschland seit Ende der 90er-Jahre von einem Viertel auf fast ein Drittel gestiegen. Je weniger die Frau selbst verdient, desto leichter gerät sie, etwa bei einer Scheidung, in die Fallen des neuen Unterhaltsrechts, das seit Anfang 2008 gilt. Es schränkt die Unterhaltsleistungen des Mannes nach einer Scheidung ein. Gewerkschaften warnen daher vor der Altersarmut von Geschiedenen und alleinstehenden Frauen.

Der Job will also mit Bedacht gewählt werden: Wer „mit Menschen“ arbeiten möchte, wie so viele Frauen, findet sich oft in der schlecht bezahlten Care Economy, den Sozialberufen wieder. Bei den Ausbildungsberufen liegt die höchste Lohnstufe der typischen Frauenberufe wie Erzieherin da, wo die niedrigste Lohnstufe der typischen Männerberufe, etwa Techniker, erst anfängt. Noch immer studieren Frauen meist Sprach- und Kulturwissenschaften und arbeiten gern im öffentlichen Dienst, vermeldete unlängst das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB). Dort werden besonders viele Jobs abgebaut.

Aber auch wenn eine Frau sich trotz typisch weiblicher Erziehung entschieden hat, Elektroingenieurin zu werden, gibt es noch weitere Stimmungskiller. Laut einer Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung bekommt beispielsweise eine Vollzeit arbeitende Elektroingenieurin im Schnitt 4.000 Euro brutto, ein Mann aber 4.500 Euro.

Was auch an einem selbstgemachten Stimmungskiller liegt: Frauen verhandeln beim Gehalt oft schlechter (sie sind es nicht gewohnt zu fordern), und sie erklimmen weniger Führungsjobs.

Was tun? Tief durchatmen und sich im gelassenen Antisexismus üben. Es empfiehlt sich, wenn überhaupt, dann einen partnerschaftlich denkenden Mann zu wählen, auch wenn er keinen evolutionsbiologisch korrekten Porsche fährt. Über Geld reden und schon während der Ehe ein eigenes Sparkonto anzulegen hilft Ungleichheiten beim Einkommen zu nivellieren, solange die Liebe noch warm ist. Bei der Jobauswahl darüber nachdenken, ob man nicht in vielen Jobs „mit Menschen“ arbeiten kann – vor allem, wenn man in einer Führungsposition sitzt.

Und neue Sozialtechniken, um freundschaftliche Netzwerke zu erhalten und sich nicht immer nur auf einen Partner zu verlassen, das brauchen wir sowieso in einer alternden Gesellschaft. BARBARA DRIBBUSCH