Was vom Wunschzettel übrig blieb

14 Jahre nach Baubeginn ist die letzte Lücke im Kölner Mediapark geschlossen. Als medientechnologisches Schlüsselprojekt ist der Standort gescheitert. Erst seit Aufgabe der engen Medienorientierung zieht Leben in die hochpreisigen Immobilien ein

Von Peter Hanemann

Neben dem Cinedom, wo zehn Jahre lang ein großes Bauloch gähnte, wurde kürzlich die Eröffnung des „Forums“, des letzten baulichen Tortenstücks im Kölner Mediapark, gefeiert – 14 Jahre nach Baubeginn nebenan. Bau- und Immobilienleute freuten sich über 40.000 Kubikmeter verbauten Betons und 32.000 Quadratmeter vermietbarer Fläche. Zwei Drittel sollen schon vermietet sein. Wer wollte, konnte das Wellnessangebot des Hauptmieters Holmesplace mit Stretch-Arealen, Sauna und Schwimmbad besichtigen. Eigentlich sollte hier schon bis 1994 ein Filmstudio realisiert worden sein. Aber wie so vieles, das für den Mediapark in den 80er Jahren geplant wurde, mussten die damaligen Akteure auch dieses Vorhaben von ihrem Wunschzettel streichen.

Ende der 80er Jahre galt der Kölner Mediapark bei Stadt- und Landespolitikern als Schlüsselprojekt für praktisch alles und jedes. „Erstklassige Architektur“, gespickt mit damals „neuen“ Informations- und Kommunikationstechniken, sollte die Medienstadt international bekannt machen, Medien- und Immobilienkapital nach Köln locken, die Stadtentwicklung voranbringen und zugleich „ein beispielhaftes Stück Technologiepolitik der Landesregierung vor Ort“ (Johannes Rau) darstellen.

Dementsprechend kündigte die 1988 von Stadt und Land gegründete Mediapark Entwicklungsgesellschaft (MPK) in Hochglanzbroschüren mal den Einstieg von Kirch und Berlusconi, mal von Philips und Siemens an. Statt der erhofften Medien-Multis blieben der MPK als Investoren unterm Strich erst mal die GEW, der rheinische „Burgenkönig“ Herbert Hillebrand, zwei Versicherungen und der Mönchengladbacher Unternehmer Horst Maiburg. Trotz extremer Promotion zog der Mediapark zunächst kaum medienwirtschaftliche Nutzer an. Die jahrelang erfolglose Performance sah nur 1991 etwas bunter aus, als die Filmfirma Neue Constantin den Cinedom eröffnete. Währenddessen verteilte sich die prosperierende Kölner Programmwirtschaft mit ihren Büros und Studios über die ganze Stadt.

1994 erklärte der damalige Kölner SPD-Fraktionschef und MPK-Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Heugel die für die MPK angestrebte Public Private Partnership, bei der Stadt und Land mit einem privaten Mitgesellschafter kooperieren wollten, für gescheitert. Seitdem wurde umgesteuert. Neues Ziel war die Überführung der kommunalen Gesellschafteranteile in eine Stiftung. Das von Heugel bis zu seinem schlussendlichen Abgang 2001 kontrollierte Geflecht aus Gesellschaften rund um die MPK wurde schließlich ab 1996 in eine Medienstiftung Kultur eingebracht (s. Kasten unten). Für Gerhard Kock, der als neuer MPK-Geschäftsführer seit einem Jahr die Altlasten der Heugel-Ära abwickelt, war das der „bedeutsamste Schritt der letzten Jahre“.

Nach der Aufgabe der engen Medienorientierung wurde im Mediapark mehr Baumasse bewegt als in den zehn Jahren zuvor. Allen Unkenrufen zum Trotz werde der Park „immer besser angenommen“, sagt denn auch Kock. Ziel sei ja ein „lebendiger Medienstadtteil“ gewesen. Dazu zählten nun mal auch Wohnungen, Arztpraxen, Autovermietungen und Fitness-Center. Tatsächlich kommen die meisten der etwa 250 Mieter und rund 4.500 Beschäftigte aus medienwirtschaftlichen Teilbranchen. Die Leerstände schätzt Kock auf etwa acht Prozent. Das sei weitaus weniger als an anderen Kölner Standorten wie etwa dem nahe gelegenen Colonius Carrée. Kock: „Trotz der für Köln hohen Preise läuft es nicht schlecht.“

Beim Einstand im „Forum“ schaute auch Utz-Ingo Küpper vorbei. Der Mediapark-Erfinder, vormaliger MPK-Geschäftsführer und heutiger Dortmunder Wirtschaftsdezernent hält auch 19 Jahre nach dem Projektstart an seinem Glauben fest: „Wenn wir damals nicht mit dem Mediapark die Richtung vorgegeben hätten, wäre Köln nicht die Medienstadt, die sie heute ist.“