Tödlicher Irrtum im Irak

US-Soldaten erschießen zehn irakische Polizisten. Frankreich schlägt Zeitplan für Iraks Eigenständigkeit vor

BAGDAD ap/rtr/afp ■ Im westirakischen Falludscha haben US-Soldaten offenbar irrtümlich zehn irakische Polizisten und Angehörige einer Schutztruppe getötet. Augenzeugen und arabische TV-Sender berichteten, die Männer seien in ihrem Fahrzeug von den Soldaten erschossen worden, als sie in der Nacht zu Freitag gerade ein Auto mit mutmaßlichen Straßenräubern verfolgten.

Bei einer Razzia in Ramadi wurden zwei US-Soldaten erschossen und sieben verletzt. Hier kam es nach Angaben der US-Streitkräfte in der Nacht zum Freitag zu einem der heftigsten Feuergefechte mit irakischen Rebellen seit dem offiziellen Ende des Irakkrieges am 1. Mai.

Indes hat Frankreich am Freitag Zeitpläne für eine schrittweise Rückkehr Iraks zur Souveränität umrissen, die in einen von den USA vorgelegten UNO-Resolutionsentwurf einfließen sollen. In einem Leitartikel für Le Monde schrieb Außenminister Dominique de Villepin, aus dem von den USA eingesetzten Regierenden Rat Iraks könne binnen eines Monats eine Übergangsregierung hervorgehen. Diesem solle dann schrittweise Exekutivgewalt übertragen werden, etwa in Wirtschafts- oder Haushaltsfragen. Wahlen könnten dann bis Frühjahr 2004 folgen.

Der Vorsitzende des irakischen Regierungsrates, Ahmed Tschalabi, ist gegen eine Entsendung türkischer Truppen in sein Land. Grundsätzlich habe er zwar nichts gegen türkische Soldaten, doch es gebe schon genug ausländische Truppen in Irak, sagte Tschalabi nach Gesprächen mit der türkischen Regierung in Ankara. Die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan habe ihm versichert, dass die Türkei nur dann Truppen entsenden werde, wenn dies vom irakischen Volk gewünscht werde. Iraks Außenminister, der Kurdenpolitiker Hoschjar Sebari, hatte sich vorige Woche ebenfalls gegen eine türkische Truppenentsendung gewandt und damit die Kritik der türkischen Regierung auf sich gezogen.