Fluch über die Fichte

Endlich wird der schlimmste aller Bäume beschimpft

Einmal muss endgültig Schluss sein. Die Fichte gehört verboten. Und zwar ein für alle Mal. Zack! Weg! Aus!

Die Fichte ist ein gründlich misslungenes Imitat, ein verlogener Kitschersatzbaum. Sie erscheint uns wie der Albtraum likörpralinenberauschter Abteilungsleiter eines Baumarktes oder Gartencenters. So stellt sich der zum Kleinbürger verkommene Prolet seine Natur vor: als Kleckermischung aus Friedhofbestockung, Modelleisenbahnzubehör und Weihnachtsbaum, ordentlich und anständig gewachsen und Sichtschutz gewährend. Wird ihm der Pestbaum zu groß, kürzt er ihn rigoros auf 2,10 Meter Höhe, wie in jedem zweiten deutschen Reihenhausvorgärtchen zu beobachten ist. Damit nicht genug.

Die Fichte ist das Schwein unter den Forstbäumen. Vor aller Augen wird sie in Fichtenoffenställen dicht an dicht gemästet. Selbst wo der letzte Wassertropfen vor drei Millionen Jahren verdunstet, Erdkrumen in nur mikroskopisch winzigen Partikeln anzutreffen und das ganze Jahr über Nacht ist, „gedeiht“ sie noch, die Baumsau, die schamlos von ihrem eigenen Abfall lebt.

Die Fichte ist stinkend faul. Sie speichert kein Wasser – sie braucht keins, sie braucht nur ihresgleichen. Sie weiß nicht, was wahre Größe ist, sie wird einfach nur groß, und zwar schnell.

Die Fichte ist feige, denn sie kennt die Einzahl nicht. Nur in der Gruppe, in der großen Schonung, da riskiert sie die große Lippe.

Die Fichte ist komplett unfähig. Nicht wie bei der erhabenen Tanne, die ihre Zapfen munter gen Himmelsbogen reckt, reichen Kraft und Willen der Fichte nur dazu, sie schlapp herunterhängen zu lassen. Wie das aussieht! Da hilft ihr der Tarnname „Rottanne“ auch nicht weiter. Obendrein lehnen ihre minderbemittelten Nadeln eine geregelte Humusbildung ab.

Die Fichte ist scheißendoof. Zersägt eignet sich ihr „Holz“ allenfalls für Wäscheklammern oder lackierte Einbrennarbeiten mit würdelosen Motiven und Achtmalklugheiten („Bau mir ein Haus aus Schweinskopfsülze!“). Ihre Bröselspäne dienen dem Schwedentrunk zur Basis und als Convenience Food für Borkenkäfer, seit jeher werden sie Würsten beigemischt. Den nach ihr benannten Quatschkopp-Philosophen wollen wir nicht vergessen, und die Bierzeltfaschisten-Combo „De Randfichten“ auch nicht.

Wahrscheinlich ist die Fichte auch schwul. Sicher aber ist die Fichte böse. Keiner von den Baumkollegen kann sie leiden, und doch ist sie nicht weg- und totzukriegen.

Die Fichte amtiert als flachwurzelnder Dummbaum, wie die noch dümmere Kiefer, über die Worte zu verlieren erst recht nicht lohnt. Weil ihre Wurzeln nix taugen, stürzt sie schon bei Windstärke Null, also praktisch bei Windgeschwindigkeiten von über einem Millimeter pro Tag um. Bumm! Deshalb werden Fichten so eng gepflanzt: Damit sie einander stützen, die blöden Dinger. Daher steht die Fichte stets zu dicht, eigentlich ist sie nicht ganz dicht im übertragenen Sinn, auf den Waldboden bezogen ist sie zu dicht und nimmt ihm das Licht. Widerstand erstickt sie im Keim. Da wächst nichts. Und was einmal wuchs, stirbt einen elendigen Tod unter der Fuchtel des Fichtenfaschismus. Bald darauf sterben selbst der Fichte untere Äste und Zweige ab und nadeln den Waldboden nazibraun zu. Dann hat sie die Bescherung. Wie ein Skelett steht die gemeingefährlich doofe Fichte da und glotzt bescheuert. Man möchte ihr eine scheuern. Oder ihr in den Arsch treten. Aber sie hat ja keinen.

Eine alte Försterweisheit besagt: „Willst du ein ganzes Land vernichten, pflanze immer fleißig Fichten!“ Na also, warum halten sie sich nicht dran, die Arschgeigen. MICHAEL RUDOLF