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: „Combats und Non-Combats“

Christian Sterzing diskutiert die Rechtsstellung israelischer Soldaten im Westjordanland

taz: Herr Sterzing, was bringt es in Europa ständig über den Nahen Osten zu diskutieren?

Christian Sterzing: Der Begriff suggeriert ja schon, dass es sich hier um eine Region handelt, die Europa doch irgendwie nahe liegt. Was dort geschieht, betrifft uns schon allein deshalb, weil in Israel viele europäische Immigranten und in Europa viele arabische Immigranten leben.

Sie waren Leiter der Heinrich-Böll-Stiftung in Ramallah. Dort ansässige NGOs sind nicht gerade für ihre Objektivität bekannt.

Wir führen ebenfalls ein Büro in Tel Aviv. Aber davon abgesehen finde ich, dass auch eine Israel-kritische Position als objektiv verstanden werden darf und nicht gleich als pro-palästinensisch zu titulieren ist.

Legitimiert die Besatzung des Westjordanlandes ihrer Meinung nach auch Gewalt gegen Israel?

Politisch bin ich natürlich gegen jegliche Art der Gewalt. Aber völkerrechtlich gesehen, ist der Widerstand gegen eine illegale Besatzungsmacht durchaus legitim.

Gegen israelische Soldaten?

Gegen Soldaten ja, gegen Zivilisten nein. Wobei Siedler wider der Meinung vieler Palästinenser ebenfalls als Zivilisten gelten.

In Israel herrscht eine strenge Wehrpflicht. Sind israelische Soldaten nicht auch nur Zivilisten in Uniform?

Nach geltendem Recht sind die einen nun einmal Combats und die anderen Non-Combats.

INTERVIEW: CJT

Grüner Salon mit Christian Sterzing: 20 Uhr, Thalia in der Gaußstraße

Fotohinweis:CHRISTIAN STERZING, 59, arbeitete in Ramallah.