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: „Aktive Sterbehilfe für die Nato“

Der Grüne Friedenspolitiker Uli Cremer analysiert den Nutzen der Nato im 21. Jahrhundert

taz: Wie wird die Zukunft der Nato aussehen?

Uli Cremer: Wenn es nach mir gehen würde, dürfte es die nicht geben. Ich plädiere dafür, der Nato aktive Sterbehilfe zu gewähren.

Sie kritisieren zum Beispiel den Krieg der Nato gegen Afghanistan. Geht es der Zivilbevölkerung dort nicht jetzt besser als unter der Herrschaft der Taliban?

Da muss man differenzieren. Einige haben von dem Krieg profitiert. Denen geht es besser. Viele aber eben auch nicht. Deshalb wehren sie sich jetzt. Die Nato ist in Afghanistan nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.

Wie sollte die Nato im Konflikt mit Russland agieren?

Ich bin im Gegensatz zu einigen osteuropäischen Regierungschefs nicht russophob. Joschka Fischer plädiert sogar dafür, Russland ein Beitrittsangebot für die Nato zu unterbreiten.

Ich dachte, Sie wollen, dass sich die Nato verkleinere.

Ja, das stimmt auch. Aber man sollte potentielle Gegner in kollektive Sicherheitssysteme einbinden. So lassen sich Kriege verhindern. Man könnte auch überlegen, den Iran aufzunehmen.

Ist Krieg nie ein gerechtfertigtes Mittel?

Nein, nie.

War es dann 1943 von den USA auch falsch gegen Deutschland in den Krieg zu ziehen?

1943 war es bereits zu spät. Man hätte vorher agieren müssen. Ein Krieg wäre zu verhindern gewesen. CJT

Buchvorstellung mit Uli Cremer: „Neue NATO: die ersten Kriege“ VSA Verlag, Werkstatt 3, Altona, Ab 19:30

ULI CREMER, 48, Gründer Grüne Friedensinitiative