Informierte Täter in Bagdad

Planer des Anschlags auf UN gut unterrichtet. „Armee Mohammeds“ bekennt sich

BAGDAD ap/afp/dpa ■ In den Anschlag auf die Vereinten Nationen in Irak sind möglicherweise frühere irakische Geheimdienst-Mitarbeiter verwickelt. Es habe Kontakte zwischen ehemaligen Geheimdienstlern und irakischen Sicherheitskräften am UN-Hauptquartier in Bagdad gegeben, verlautete am Freitag aus UN-Kreisen. Zudem soll sich der Anschlag direkt gegen den UN-Sonderbeauftragten Sergio Vieira de Mello gerichtet haben. „Sie wussten, wo de Mellos Büro war, und sie wussten, dass sie ihn dort treffen konnten“, sagte ein UN-Mitarbeiter. Die bislang unbekannte Gruppe „Bewaffnete Vorhut der zweiten Armee Mohammeds“ bekannte sich zu dem Attentat. Wieder kamen bei Gefechten zwei US-Soldaten ums Leben.

Unterdessen schloss Bundesverteidigungsminister Peter Struck einen Einsatz deutscher Soldaten im Irak erneut aus. „Dafür wäre die breite Mehrheit im Bundestag notwendig“, sagte der SPD-Politiker am Freitag bei seinem Besuch einer Ausbildungseinrichtung in Sachsen-Anhalt. Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Gernot Erler, hält einen größeren Beitrag Deutschlands zum Wiederaufbau des Irak für denkbar, wenn es ein UN-Mandat gibt. Gegenüber der Financial Times Deutschland sagte er: „Wir sind noch nicht an der Grenze angekommen.“ Jedoch sei das Verbessern der Lebensbedingungen der Schlüssel für Stabilität im Irak, nicht die Zahl der Soldaten.

Die Türkei schloss das Entsenden einer Friedenstruppe nach Irak nicht aus. Die Zeitung Milliyet zitierte Außenminister Abdullah Gül mit den Worten, dass es sich dabei aber nicht um eine Besatzungseinheit handeln würde. Eine Entscheidung sei noch nicht gefallen. Weiter hieß es, Ankara erwäge die Entsendung von 10.000 Soldaten in den Nordirak.