Der Kick fürs Vereinsheim

Die „Açaí“-Beere erobert Brasilien und soll – wie könnte es anders sein – nun Deutschlands Fitnessfrucht werden

Sie sind immer auf der Suche nach dem Besonderen. Dem besonderen Kick, dem besonderen Brett, der besonderen Welle. Absolut exzentrisch, absolut eigennützig. Jetzt allerdings haben Surfer – so will es die Legende – bei ihrem ruhelosen Suchen im fernen Brasilien zur Abwechslung mal etwas für die Allgemeinheit entdeckt: eine hierzulande noch nahezu unbekannte braunviolette Beere mit Namen Açaí (sprich: Assa-i). Langsam erreicht sie jetzt auch Europa – in kleinen, sicher zugeschweißten Päckchen.

Die Beere sieht aus wie eine dunkle unscheinbare Mini-Weintraube. Trotzdem wurde sie in den vergangenen Jahren in Brasilien nicht nur zum Liebling sportlicher Körperkult-Anhänger, sondern auch zur Begleiterin von Partygängern mit Ermüdungserscheinungen. Verpackt in den für Brasilien typischen tiefgefrorenen Fruchtmark-Beuteln. Bereit für den kleinen Kick.

Nur hippes Getue mit Domino-Effekt? Nicht ganz: Sieben mal mehr Kohlehydrate als Kuhmilch enthält eine gleiche Menge Açaí-Fruchtmark und die hohe Anzahl pflanzlicher Proteine hat den Vorteil, direkt in die Muskeln zu gelangen. Um Açaí genießbar zu machen, muss man den sauer-nussigen Geschmack jedoch mit viel O-Saft und Honig oder Red Bull betäuben. Oder die Beere mit Fisch und Maniok zu Püree verrühren. So wie es die indigene Bevölkerung Amazoniens schon seit Ewigkeiten macht. Bislang hatte sich in den Metropolen Brasiliens nur niemand um die Beere geschert.

Nun aber ist sie selbst in deutschen Vereinsheimen angekommen, vielleicht mit der Hoffnung nun jede Kreisliga zu gewinnen. Kontakt mit brasilianischen Surfern müssen die Vereinsheimler dafür nicht aufnehmen. Seit kurzem wird Açaí-Fruchtmark in Deutschland per Versand verschickt. IMKE SCHRIDDE