Fußball-Weltmeisterschaft 2006 unsicher

Großübung deckt Mängel beim Katastrophenschutz auf: Innenministerium sieht allein die Feuerwehren in der Pflicht

DÜSSELDORF taz ■ Nordrhein-Westfalens Feuerwehren warnen mit Blick auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 vor Mängeln beim Katastrophenschutz. Alarmiert hat die Verantwortlichen eine Großübung des nordrhein-westfälischen Innenministeriums in den WM-Stadien auf Schalke, im Dortmunder Westfalenstadion und in Köln am Ende der Bundesligasaison: Der Katastrophenschutz habe „angeschlagen“ gewirkt, so Ulrich Tittelbach, Leiter der Feuerwehr Gelsenkirchen. Viele ehrenamtliche Helfer seien nicht erreichbar gewesen, andere zu spät oder ohne Ausrüstung eingetroffen.

„Die Möglichkeiten zu Alarmierung und die veraltete Ausrüstung müssen verbessert werden“, sagt Stephan Neuhoff, Leiter der Feuerwehr Köln über die ehrenamtlichen Dienste. Dabei sieht er Bund und Land in der Pflicht. Auch Angelika Flader, Sprecherin des Innenministeriums NRW resümiert: „Es war durchwachsen und es gibt einiges zu verbessern.“ Besonders müssten die Helfer nach der Alarmierung schneller am Einsatzort sein. „Wir werden den Verbänden klare Vorgaben machen, wann wer wo sein muss.“ Auch bei der Ausrüstung werde sich bis 2006 etwas tun, verspricht Flader.

Klaus Schäfer, Leiter der Feuerwehr Dortmund, sieht aber weitere Probleme: „Uns fehlen Vorgaben von Bund und Land für die regulären Rettungsdienste.“ Die ehrenamtlichen Helfer würden höchstens Leichtverletzte versorgen. Im Katastrophenfall sind an erster Stelle die regulären Rettungsdienste wichtig. „Wir brauchen Vorgaben von Land oder Bund, um für so einen Fall planen zu können“, fordert Schäfer. 200 Tote und 1.500 Verletzte durch einen Terroranschlag oder einen Großunfall habe man bei der WM in Korea in einem Katastrophenszenario angenommen. „Dazu muss sich das Bundes- oder Landesinnenministerium langsam äußern.“

Ministeriumssprecherin Flader spielt den Ball zurück: „Die Feuerwehr ist für entsprechende Übungen selbst zuständig.“ Man müsse dafür nicht auf die WM warten – für solche Katastrophenfälle würde seit Jahrzehnten geübt. Eine konkrete Gefährdungsanalyse hält sie dagegen zwei Jahre vor der WM für verfrüht und unflexibel. „Wir müssen einfach auf das Schlimmste gefasst sein, und das sind wir.“

Zur Verstärkung plant das Innenministerium, Einsatzkräfte in der Größenordnung von etwa jeweils 1.000 Mann aus anderen Landesteilen zu den Spielorten zu verlegen. Doch Dortmunds Feuerwehr-Chef Schäfer stellt auch das Gesundheitssystem in Frage: „Ich könnte in Dortmund keine 1.500 Verletzten unterbringen.“ TIMO NOWACK