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: „Die Dunkelheit ist geblieben“

Abbas Khider beschreibt in seinem autobiografischen Roman die Flucht vor Saddam Hussein

taz: Herr Khider, Ihre Romanfigur Rasul Hamid wird während der Haft in einem irakischen Gefängnis gefoltert, mussten Sie solche Erfahrungen auch machen?

Abbas Kinder: Ja, und wenn man so etwas erlebt hat, ist die Welt eine andere.

Was verändert sich?

Wissen Sie, ich bin praktisch schon einmal gestorben. Jeden Tag den ich erleben darf, empfinde ich als Zugabe. Ich erlebe deshalb alles sehr intensiv.

Das hört sich eher positiv an.

Ich kann nicht mehr schlafen. Nur vormittags lege ich mich manchmal hin. Im Gefängnis war es dunkel. Ich habe zwei Jahre die Sonne nicht sehen können. Man hat mich mit Elektroschocks gefoltert. Das Gefängnis ist fort, die Dunkelheit ist geblieben.

Wie kann man so etwas überleben?

Mit Humor. Der Mensch hat diese wunderbare Fähigkeit, selbst in der grausamsten Situation noch Humor haben zu können. Ich bin mir sicher, dass auch im Nationalsozialismus einige Leute nur dadurch überlebten, dass sie sich ihren Humor bewahrten.

Wie kamen Sie nach Deutschland?

Ich war auf der Durchreise und wurde verhaftet, weil ich keinen gültigen Pass bei mir hatte. Später wurde mir gesagt, ich würde nur dann nicht in den Irak zurückgeschickt, wenn ich Asyl beantrage. Seitdem bin ich hier. Eigentlich müsste ich mich noch einmal bei den beiden Polizisten bedanken, die mich damals verhafteten. INTERVIEW: CJT

Abbas Khider liest „Der falsche Inder“ heute ab 20 Uhr im Literaturhaus

Fotohinweis: ABBAS KHIDER, 36, irakischer Schriftsteller