Kriegsschiffe und U-Boote aus einer Hand

Thyssen und Howaldswerke legen ihre Werften zu einem deutschen Verbund zusammmen. Konzentration auf militärische Technik, zivile Produktion nur am Rande. US-Investoren bleiben beteiligt. Mögliche Keimzelle eines europäischen Konzerns

AUS HAMBURG PETER AHRENS

In diesem Herbst soll aus der Thyssen-Werft und den Howaldswerken Deutsche Werft HDW ein Firmenverbund entstehen. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde jetzt von Thyssen und dem Besitzer von HDW, dem US-Konzern One Equity Partners OEP, unterzeichnet. Damit wäre der Weg vor allem für eine intensive Zusammenarbeit der Werften in der Rüstungssparte frei. Sowohl HDW als auch die Thyssen-Werften Blohm &Voss in Hamburg und Thyssen Nordseewerke im ostfriesischen Emden gelten als hochprofitabel im militärischen U-Boot-Bau.

Nach der Vereinbarung wird OEP seine HDW-Anteile in den Thyssen-Krupp-Konzern einbringen. Im Gegenzug erhalten die Amerikaner dadurch 25 Prozent der Anteile an dem Werftenverbund, und 240 Millionen Euro in bar gibt es obendrauf. Thyssen-Krupp wird die Leitung des Verbundes übernehmen. Wenn diese Vereinbarung umgesetzt wird, ist dies ganz im Sinne der rot-grünen Bundesregierung. Bundeskanzler Gerhard Schröder, der das Thema „Schiffbau“ nach seinem Amtsantritt zur Chefsache erklärt hatte, hat sich in den vergangenen Jahren auf diversen maritimen Gipfeltreffen wiederholt für eine deutsche Lösung ausgesprochen.

Vor allem die OEP-Manager hatten dagegen in der Vergangenheit mit anderen Lösungen geliebäugelt: Sie erwogen den Verkauf der HDW-U-Boot-Sparte an den französischen Rüstungsriesen Thales. Auch das amerikanische Rüstungsunternehmen Northrop Grumman hatte bei HDW angeklopft und sein Interesse an der Militärproduktion angemeldet. In Kiel hatte sich daher Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) zu mehreren Krisengesprächen mit OEP getroffen, um eine Zerschlagung der HDW zu verhindern. Die ist mit der nun unterzeichneten Erklärung aber nur scheinbar vom Tisch. Wenn der Verbund sich künftig auf die Militärproduktion konzentriert, dürften die übrigen Produktionszweige, wie vor allem der seit Jahren darbende Handelsschiffbau, mittelfristig abgestoßen werden. Ob in Zukunft denn auch weiterhin fast 10.000 Menschen unter dem Dach des Verbundes tätig sein werden, ist fraglich. Ein weiterer Arbeitsplatzabbau in der Werftenindustrie ist nicht ausgeschlossen.

Der Chef der IG Metall Küste, Frank Teichmüller, sprach in einer ersten Reaktion zwar von einem „klaren Bekenntnis zu den Werftenstandorten“ in Emden, Hamburg, Kiel und Rendsburg. Gleichzeitig müssten jedoch „alle Anstrengungen unternommen werden, um einen weiteren Aderlass und Beschäftigungsabbau zu verhindern“.

Für Schröder wäre langfristig auch ein europäisches Modell denkbar – nicht umsonst hat er beim Schiffbau bereits Parallelen zur Luftfahrt gezogen, wo der EADS-Konzern als deutsch-französisches Unternehmen das Vorbild abgibt. Dafür spricht, dass auch die schwedische Werft Kockums und die griechische Hellenic Shipyard in dem neuen Konstrukt aufgehen sollen.

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