IMAGINÄRES REISEN

Wiens ferne Kontinente

Wer glaubt, der Themenpark sei eine Erfindung von Walt Disney, hat noch nie von „Venedig in Wien“ gehört, das der Theaterdirektor Gabor Steiner 1895 im Wiener Prater auf 50.000 Quadratmetern errichtete. Auf Gondeln konnte man sich da durch künstliche Kanäle zwischen maßstabgetreu nachgebauten Palazzi befördern lassen. Für nur 30 Kreuzer war man dabei.

Schon die Wiener Weltausstellung 1873 war als Weltreise konzipiert. Ein türkisches Badehaus vermittelte die Badefreuden des Orients, ein japanischer Tempel die Mystik der fernöstlichen Religionen. In der Hauptstadt der Habsburger-Monarchie war ständig etwas los. 1885 gastierte der Hamburger Zoodirektor Carl Hagenbeck in Wien, der von einer Ceylon-Expedition „51 Eingeborene und eine Heerde Arbeits-Elephanten“ mitgebracht hatte.

Aber auch abseits solcher Live-Darbietungen konnte man sich in Wien und anderen Städten Europas auf virtuelle Reise begeben. Fahrende Schausteller brachten mit ihren Guckkästen oder Kosmoramen die Welt mit.

Der Erste Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise konnten zwar die Walzerseligkeit der Wiener nicht gänzlich ausrotten, doch verrät ein neues Thema die nun angesagte Nüchternheit: „Reisen zu Hause“. RALF LEONHARD

„Zauber der Ferne. Imaginäre Reisen im 19. Jahrhundert“, Wien Museum, Karlsplatz 4. Bis 29. März 2009, Di. bis So. 9 bis 18 Uhr www.wienmuseum.at