Neue Brücke zum Bosporus

Die erste Türkisch-Deutsche IHK soll den Weg zu einer strategischen Partnerschaft vorbereiten. Kanzler Schröder unterstützt erneut Bemühungen zum EU-Beitritt

BERLIN taz ■ Der Andrang war groß: Rund 1.000 geladene Gäste wohnten gestern in Köln der feierlichen Gründung der ersten Türkisch-Deutschen Industrie- und Handelskammer bei. Die TD-IHK soll, so ihr Präsident Kemal Sahin, „die bereits starken Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern weiter ausbauen und Investitionen fördern“.

Nicht nur die Teilnahme des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan und von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) zeugten von dieser Hoffnung. Auch die eigens aus der Türkei angereiste hochkarätige türkische Unternehmer-Armada gab sich optimistisch. Anfang der 90er-Jahre hatte es diese Aufbruchstimmung unter türkischen Unternehmern schon einmal gegeben. Damals hatte Präsident Turgut Özal bei seinem Deutschlandbesuch die türkischen Unternehmer aufgerufen, in Ostdeutschland zu investieren. Türkische Geschäftsleute folgten dem Aufruf. Schließlich verschwanden die Investitionen mehrerer großer Bauunternehmer im schwarzen Loch des Aufbaus Ost. Einige dieser Bauunternehmer – vor allem die, die mit der deutschen Geschäftspraxis Probleme hatten – sitzen heute noch in Deutschland. Und sind hoch verschuldet.

Der neue Investitionsfeldzug wird nun gründlicher vorbereitet. Zunächst ließ sich die Vertretung des türkischen Industriellen- und Unternehmerverbandes Tüsiad in Berlin nieder. Jetzt gesellt sich die TD-IHK dazu. Sie will unter anderem türkische Investoren in Deutschland beraten und unterstützen. Die Rahmenbedingungen haben sich zuletzt deutlich verbessert. Das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern wuchs 2003 auf über 16 Milliarden Euro. Die rund 60.000 in Deutschland ansässigen türkischen Unternehmer schaffen nicht nur Arbeitsplätze, sie sind auch einigermaßen verlässliche Kooperationspartner und bieten Know-how. Umgekehrt bringen die Investitionen der rund 1.200 deutschen Unternehmer in Anatolien beide Länder einander näher.

Die von Kanzler Schröder unterstützte EU-Kandidatur der Türkei beflügelt diese Entwicklung. Ministerpräsident Erdogan glaubt, dass die Bemühungen um den EU-Beitritt seinem Land wirtschaftliche Erfolge bringen, „die das Potenzial der Zusammenarbeit mit Deutschland vervielfachen“. Die Türken sehen sogar eine strategische Partnerschaft herannahen. Der Bundeskanzler unterstrich erneut seine Unterstützung für die Beitrittswünsche. „Wenig spricht dafür, dass die Kopenhagener Kriterien nicht erfüllt werden können“, sagte Schröder.

CEM SEY