Das Straßenbild

Die Reklamerezension. Heute: Besuchsritze reloaded

Kirchens trauen sich ja richtig was. Feiern Abendmahl oder Eucharistie – ganz ohne Glaubensbekenntniskontrolle an der ökumenischen Eingangspforte (und ganz ohne die Zustimmung des Papstes), und dann haben sie auch noch diese erfrischenden Plakate für ihre diesjährige Klassenfahrt zum Glaubensworkshop in Berlin.

Fast hat man den Eindruck, der Kirchentagsslogan sei extra für diese Kampagne gewählt worden: „Ihr sollt ein Segen sein.“ Der Clou: Damit sind nicht nur die eigenen Schäfchen angesprochen, sondern auch die gastgebenden Berliner, die sich vielleicht mit Kirchendingen nicht recht auskennen mögen, dafür aber umso besser mit der Situation, noch in Besenkammern Gäste unterzubringen. Anfangs schien es, als hätten die Berliner genug eigenen Besuch. Vielleicht fühlten sich die Hauptstädter von der Schrankwand mit den billigen Weingläsern und dem kratzigen Brokatsofakissen ertappt und vorgeführt. Denn die kecken Plakatmotive verfehlen nicht die Botschaft: Wir Christen mögen zwar sonderbare Heilige sein (überall diese Goldschnittbibeln!), aber wir nehmen auch gern. Und zwar nicht nur den Platz in der Notaufnahme. Nun heißt es auf der Hotline: „Es ist geschafft!“ Alle Besuchsritzen sind gefüllt. Ein Segen! RKR