Bush lobt sich und den Irakkrieg

Differenzen über Invasion gehören angeblich der Vergangenheit an. Erschießung von zwei Journalisten führt zu Eklat bei Pressekonferenz mit Colin Powell in Bagdad

BAGDAD dpa/afp/ap ■ Ein Jahr nach Beginn des Irakkriegs hat US-Präsident George W. Bush die Differenzen mit den Gegnern des Krieges für beendet erklärt. Die Meinungsverschiedenheiten über den Irakkrieg „gehören der Vergangenheit an“, sagte Bush am Freitag in Washington bei einer Ansprache anlässlich des ersten Jahrestages der US-geführten Invasion in den Irak. Alle könnten nunmehr darin übereinstimmen, dass der Sturz des irakischen Staatschefs Saddam Hussein eine „Quelle der Gewalt, Aggression und Instabilität im Nahen Osten beseitigt“ habe.

In seiner Rede vor Vertretern aus 84 Staaten, die die USA im Irakkrieg unterstützen, bekräftigte der US-Präsident die Entschlossenheit, im Kampf gegen den Terrorismus nicht nachzulassen: „Wir werden uns der Gewalt einiger weniger nicht beugen.“ Der Hass der Terroristen könne nicht durch Zugeständnisse besänftigt werden, sagte Bush. Ihr Ziel sei es vielmehr, die „Kontrolle über die Völker des Nahen Ostens“ zu erlangen und den Rest der Welt mit Massenvernichtungswaffen zu erpressen. Jedes Zeichen von Schwäche komme einer Bestätigung von Terrorismus gleich und lade zu noch mehr Gewalt ein.

Unterdessen hielt sich US-Außenminister Colin Powell zum Jahrestag der Invasion in der irakischen Hauptstadt auf. Powells Pressekonferenz begann mit einem Eklat, als rund zwei Dutzend arabische Journalisten aus Protest gegen den Tod zweier irakischer Journalisten den Saal verließen. Nach Angaben von Augenzeugen war ein Team des arabischen Nachrichtensenders al-Arabija in der Nacht zuvor an einer Straßensperre des US-Militärs gestoppt worden. Dann sei ein Mann mit seinem Auto versehentlich gegen das Panzerfahrzeug der Soldaten gefahren und diese hätten das Feuer eröffnet und den Kameramann Ali Abdelasis und den Reporter Ali al-Chatib in ihrem Auto getroffen. Er bedauere den Tod der Journalisten, kenne aber die näheren Umstände nicht, sagte Powell. Ein weiterer Iraker wurde am Freitag laut Augenzeugen in Bagdad von US-Soldaten in seinem Wagen erschossen, nachdem er an einer Straßensperre nicht gehalten hatte.

Nach dem Freitagsgebet versammelten sich rund 5.000 Iraker zu einer Protestkundgebung zum ersten Jahrestag des Kriegsbeginns im Stadtteil Adhamija, in dem vorwiegend sunnitische Muslime leben. Eine Gruppe von Schiiten aus dem benachbarten Viertel Kadhimija schloss sich dem Protestzug an. In Sprechchören riefen sie: „Mit unserem Leben und unserem Blut opfern wir uns für dich, oh Irak.“ – „Nein zur Spaltung durch die Amerikaner“, hieß es auf Spruchbändern. Auch das Begräbnis der zwei Al-Arabija-Journalisten am Freitag wurde zur Protestaktion gegen die US-Besatzung. „Die Situation im Irak wird von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde düsterer“, sagte der Geistliche beim Totengebet vor dem Bagdader Büro des Senders.