Zwei Lösungen für Opel

Welche Möglichkeiten es gibt, den Automobilhersteller zu retten, und welche Tücken in einer Bürgschaft liegen

„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, sagt Auto-Experte Stefan Bratzel

BERLIN taz ■ Die derzeit diskutierten staatlichen Rettungsmaßnahmen für Opel sind nicht nur politisch umstritten – unklar ist auch, ob sie überhaupt den gewünschten Erfolg bringen. Ziel der Hilfen ist, auch im Fall einer Pleite der amerikanischen Opel-Muttergesellschaft General Motors (GM) die Arbeitsplätze in Deutschland beziehungsweise Europa zu erhalten; Hilfsgelder dürften also nicht in der amerikanischen Konkursmasse versickern. Grundsätzlich sind zwei Rettungslösungen denkbar – eine große und eine kleine. Bei der großen würde GM Europa eigenständig, und Opel könnte verkauft werden; bei der kleinen bekäme Opel staatliche Bürgschaften, um Kredite für Investitionen zu erhalten.

„Die USA müssen den ersten Schritt tun“, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer der taz. Er sieht eine Rettungsmöglichkeit für Opel, wenn der US-Mutterkonzern und die europäische Tochter Staatshilfen bekommen und Opel verkauft wird. Der schwedische Verlustbringer Saab müsse dabei aus dem GM-Europa-Verbund herausgelöst werden. Dabei müsse gewährleistet sein, dass kein Geld in die USA abfließe.

Das fordert auch Stefan Bratzel, Autoexperte an der Fachhochschule Bergisch Gladbach: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ So könnten Bürgschaften an die Bedingung geknüpft werden, die Entwicklung bestimmter Modelle voranzutreiben. Dringend sei die Entwicklung der nächsten Generation des Corsa und des Meriva, was bis zu einer Milliarde Euro koste. GM würde sich einer solchen Lösung vermutlich nicht verschließen, so Bratzel. Schließlich hätte die Konzernmutter etwas davon, wenn ihrer Tochter geholfen würde.

Doch auch hier gibt es Tücken: Denn der Geldfluss zwischen Tochter- und Muttergesellschaft ist für den Kapitalgeber, also den Staat, kaum in Gänze zu überprüfen. So lasse sich zwar nachvollziehen, ob die Bürgschaftsmittel tatsächlich für die Modellentwicklung eingesetzt würden, so ein Branchenkenner. Denkbar wäre, dass sich GM das Geld an anderer Stelle bei Opel hole – etwa, indem zu hohe Preise für Waren oder Dienstleistungen berechnet würden. Solche Tricks habe es bei einem anderen Autokonzern gegeben.

RICHARD ROTHER