BSE-Pannen häufen sich

Zahl der Rinder ohne BSE-Test um 100 auf 610 gestiegen. Hunderte weiterer Fälle könnten noch dazukommen

BERLIN taz ■ Die BSE-Pannenserie weitet sich aus: Das Bundesverbraucherministerium befürchtet, dass sich die Zahl der nicht getesteten Rinder noch deutlich erhöhen wird. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass noch mehrere hundert Fälle dazukommen werden“, sagte Staatssekretär Alexander Müller gestern in Berlin. Bislang gehen die Behörden von bundesweit 611 nicht getesteten Rindern aus – 199 davon allein in Baden-Württemberg. Strittig ist auch, ob Rinder, die an ihrem zweiten Geburtstag geschlachtet wurden, auf BSE getestet werden müssen oder nicht. In 374 Fällen war dies nicht der Fall.

Ministerin Renate Künast (Grüne) bekräftigte, dass für die Verbraucher nur ein „sehr geringes Risiko“ bestehe. Die EU-Kommission fordert genaue Informationen darüber, ob das nicht getestete Fleisch exportiert wurde. Weitere Konsequenzen wie die Einschränkung von Exporten oder rechtliche Schritte gegen Deutschland seien nicht zu erwarten, sagte der Europaparlamentarier der Grünen, Graefe von Baringdorf, der taz. Dennoch müssten die Schlampereien ernst genommen werden.

Die Zahl der BSE-Erkrankungen innerhalb der EU ist rückläufig. Nachdem sich im Jahr 2002 2.125 Rinder mit der Seuche infiziert hatten, waren es im vergangenen Jahr 1.500. Im Vergleich: 1993 waren europaweit 35.000 Rinder an BSE erkrankt. Angesichts dieser Entwicklung fordern Experten, die flächendeckenden Tests abzuschaffen und nur noch in Verdachtsfällen welche durchzuführen. BGR

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