Phetter Prediger

Auf den fünfzigjährigen Österreicher Josef „Hermes Phettberg“ Fenz passen dutzende Beschreibungen: „Sau der Nation“, schwuler Masopäderast, Fetischist, Performancekünstler in der Not, Zeitungssammler, „Lindenstraße“-Fanatic, Nichtmaturant und in Eigendefinition: „Publizist und Elender in Wien“ und „Pornograph, Kolumnist und Wrack“.

Der Mitbegründer der „Libertine Sadomasochismusinitiative Wien“ (1986) und der „Polymorph Perversen Klinik Wien“ (1990) sowie Redakteur der Sexualperiodika „Unter Druck“ und „Stock im Eisen“ (1986–94) bekennt sich als Homosexueller mit Hang zur Theologie.

„Frucade oder Eierlikör?“ Die Einstiegsfrage machte Phettberg als Moderator der „Nette Leit Show“ bekannt. Im „Sparverein Die Unzertrennlichen“ – einem Wiener Theaterverein – sinnierte er seit 1994 im Zwiegespräch mit Gästen wie dem Grandseigneur der Austrooper Marcel Prawy über Gott und Plastiktüten. Damit stieg er auf in den Medienolymp, als 1995 das österreichische Fernsehen ORF die Schau sendete.

Der ehemalige Ministrant verbreitet seit 1992 theologisch-philosophische Ergüsse in „Phettbergs Predigtdienst“, der wöchentlichen Kolummne in der Wiener Stadtzeitung Falter. Die besten Artikel wurden in einem gleichnamigen Buch (… für alle Sonn- und Feiertage des Kirchenjahres) herausgebracht (Falter Verlag, 416 Seiten, 22 Euro) und 2000 im Internetfernsehen verstreamt (www.phettberg.at/predigten.html). Ebenfalls erschien das Buch Phettberg räumt seine Wohnung zamm von Fritz Ostermayer und Hermes Phettberg (edition selene, 1995, 96 Seiten, 8 Euro).

Öffentliche Geißelung und Performances im aktionistischen Sinne mit dem eigenen 157-Kilo-Körper als Ausstellungsobjekt – wie 1994 in Graz in einem Toilettenwagen – erregen kaum noch große mediale Aufmerksamkeit. Mit vereinzelten Aktionen, etwa der Beteiligung an einer Versteigerungsperformance der Gruppe Attac 2002, ist Phettberg zwar präsent, aber nicht mehr so geliebt wie er sich wünschte.

Der Exbeamte und Frühpensionist lebt seit Jahren von Darlehen „Gesonnener“. Die Schuldenberge sind mangels Medieninteresse wieder gewachsen, da Phettberg nicht nur „Jungs in eng anliegenden Jeans“ gerne fressen würde.

Seit September stellt sich Phettberg in Wien im Kabarett Stadnikow wieder auf die Bühne (immer dienstags). Nach „Die Phettberg Papiere“ steht diesmal „Phettbergs Hirnstromprotokoll – im ernsten Fluss feucht“ auf dem Programm. Nackt auf einem Bettchen liegend, bewacht von einem engelhaften Jüngling, murmelt Phettberg Anekdotisches und was ihm gerade in den Sinn kommt vor sich hin. Vielleicht fällt ihm auch gar nichts ein, „dass auch er dabei einschläft, wäre zwar der große Glücksfall, dazu wird er aber zu aufgeregt sein“.

„Wo ich hinkomme, bin ich ein be- und abgeschriebenes Blatt.“ Immer wieder um Öffentlichkeit ringend, schaltete Phettberg kürzlich ein Inserat in der Wiener Stadtzeitung Falter, dass er sich „Fernsehanstalten zur Verfügung stellen würde“. Mit Telefonnummer. Am Schluss landet Phettberg noch bei der Millionenshow, an deren Debatte er sich auch beteiligt. Als Moderator oder als von Fragen Gepeinigter? E-Mails an phettberg@phettberg.at.

NINA MAYRHOFER