Effektive Schützenhilfe für Saddam Hussein

In einem Bericht bestätigt die Regierung der bosnischen Serbenrepublik Waffenlieferungen an den Irak

SPLIT taz ■ Jetzt ist es bestätigt: Die serbisch-bosnische Firma Orao hat seit 1997 Waffen und Waffenteile für Flugabwehrsysteme an den Irak geliefert. Aus dem am Wochenende vorgelegten 1.614 Seiten starken Bericht des Präsidenten der bosnischen Serbenrepublik, Dragan Cavic, geht eindeutig hervor, dass die Firma das UN-Waffenembargo gegen den Irak gebrochen hat.

Die ganze Sache flog auf, nachdem am 12. Oktober vergangenen Jahres internationale SFOR-Truppen die Orao-Fabrik in der ostbosnischen Stadt Bjeljina durchsucht hatten. Damals wurden unter anderem Ersatzteile für Kampfflugzeuge sowjetischer Bauart vom Typ MiG-21 gefunden. Mehr noch machten die Fahnder Hinweise stutzig, die auf Aktivitäten der Firma in Bezug auf Flugabwehrraketen schließen ließen. Als am 22. Oktober kroatische Behörden das Schiff „Boka Star“, das aus dem montenegrinischen Hafen Bar ausgelaufen war und in kroatische Hoheitsgewässer geriet, stoppten und untersuchten, war der Beweis erbracht.

Auf dem Schiff, das einem montenegrinischen Geschäftsmann gehört und unter der Flagge der Tonga-Inseln fuhr, wurden über 200 Tonnen Explosivstoffe sichergestellt. Darunter befand sich ein Stoff für den Antrieb von Scud-Raketen. Der jugoslawische Kapitän und sein Erster Offizier wurden festgenommen und angeklagt.

Die Ladung war durch falsche Papiere getarnt. Zudem fand sich eine Bestätigung dessen, was vorher vermutet wurde. Die serbische Firma Jugoimport mit Sitz in Belgrad steckte hinter dem Handel. Nach Überprüfung der Computer und Unterlagen der Orao-Fabrik stellte sich heraus, dass Jugoimport nicht nur eine große Menge an Militärausrüstung nach Irak geliefert hatte. Jugoslawische Experten hatten den Irakern auch beim Aufbau eines Luftabwehrsystems geholfen. Nach einem BBC-Bericht behauptete der Chefredakteur des Militärmagazins Jane’s World Armies, Charles Hyman, sogar, dass sich durch die Hilfe aus Jugoslawien die „Qualität der irakischen Luftabwehr dramatisch verbessert hat“.

Die US-Regierung drohte Belgrad und der serbischen Republik in Bosnien Konsequenzen an. Die serbische Regierung in Belgrad unter Premier Zoran Djindjić entließ daraufhin den Manager von Jugoimport, Jovan Cerković, sowie den Generalleutnant Ivan Djokić, der im Verteidigungsministerium für Waffenhandel zuständig war. Die bosnisch-serbischen Behörden versprachen Aufklärung.

Der jetzige Bericht ist ein wichtiger Schritt dazu. Allerdings versucht er, die Verantwortung allein auf einige Manager und Militärs abzuwälzen. Die Kooperation war aber breiter angelegt. Schon im Bosnienkrieg (1992–95) lagen westlichen Geheimdiensten Hinweise auf eine enge Kooperation der serbischen Seite mit Saddam Hussein vor. So soll der Irak den Serben russische Sam-II-Raketen geliefert haben. Angesichts dieser Waffen mussten im Sommer 1993 die Versorgungsflüge für die Bevölkerung in den von serbischen Streitkräften eingeschlossenen Enklaven Srebrenica, Žepa und Goražde gestoppt werden.

ERICH RATHFELDER