Emig 2003 unverdächtig

Für Geldflüsse kein so großes Interesse: Revision des HR überprüfte den Exsportchef vor fünf Jahren und fand nix

Sein Auftritt war mit Spannung erwartet worden, schließlich hatte die Innenrevision des Hessischen Rundfunks (HR) den umstrittenen Sportchef des Senders schon seit 2003 am Wickel. Doch HR-Revisor Klaus Stoffer will erst nach dem Rücktritt von Jürgen Emig im März 2004 Hinweise auf dessen unsaubere Geschäfte entdeckt haben. „Hätte ich früher einen Verdacht auf korruptes Verhalten von Herrn Emig gehabt, wäre ich ganz anders an die Prüfung herangegangen“, sagte Stoffer gestern vor dem Landgericht Frankfurt amMain. Emig ist unter anderem wegen Korruption und Unterschlagung angeklagt.

Nach einem ersten Prüfverfahren im Sommer 2003 habe er HR-Chef Helmut Reitze mitgeteilt, dass keine besonderen Maßnahmen zu treffen seien, sagte Stoffer. Das ist keine befriedigende Antwort auf die Frage, wer im Sender wann etwas von Emigs Machenschaften wusste oder ahnte. Die Aussage Stoffers belegt vielmehr, dass sich der HR weiter in der Rolle gefällt, ein Hort der Naivität zu sein.

Damit wird auch der unter Druck stehende HR-Intendant Reitze entlastet. Doch in der HR-Gerüchteküche hatte es schon wesentlich länger gegärt: Massive Pressevorwürfe gegen Emig sorgten dann zum Prüfauftrag durch Reitze im Juni 2003, bestätigte Stoffer. Diesen Auftrag, „Vetternwirtschaft“-Vorwürfe zu untersuchen, habe er persönlich ausgeführt, weil es dem Intendanten „sehr dringlich“ gewesen sei, so Stoffer.

Dabei ging es um die Frage, ob die Agentur SMP bei der Vergabe von HR-Aufträgen begünstigt wurde. Dass SMP eine Tarnfirma mit Emigs Ehefrau als stiller Teilhaberin war, weiß der HR nach eigener Darstellung aber erst seit 2005. Laut Anklage soll Emig bis 2004 via SMP mehr als 600.000 Euro Schmiergeld für die bevorzugte TV-Übertragung von Sportveranstaltungen eingesackt haben.

Sportveranstalter hatten sich ebenfalls schon 2003 über überzogene Rechnungen beschwert, was von HR-Intendant Reitze aber abgebügelt wurde. Diese Beschwerden seien ihm damals nicht bekannt gewesen, sagte Stoffer. Und so hatte seine Prüfung im Sommer 2003 ergeben, dass es „plausible Gründe“ für eine Zusammenarbeit mit SMP gab. Mit der Frage, was SMP dabei verdiene, habe er sich nicht beschäftigt. EPD, STG