Jung sagt sorry und zahlt

Afghanische Familie bekommt Entschädigung für Tod von Frau und Kindern. Blutrache vermieden

BERLIN taz ■ Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) hat sich am Mittwoch auf seiner Afghanistanreise beim afghanischen Präsidenten Hamid Karsai offenbar für die Tötung einer Frau und ihrer beiden Kinder entschuldigt. Jung sagte laut Korrespondentenberichten, Karsai sei „dankbar im Hinblick auf unsere Entschuldigung bezüglich dieses Unfalls“.

Damit widerlegte Jung seinen eigenen Sprecher, der kurz zuvor in Berlin erklärt hatte, die Zahlung einer Kompensation an die Familie der Frau sei ausdrücklich „kein Schuldeingeständnis“ der Bundeswehr. Der Jung-Sprecher berichtete, bereits am Samstag seien Vertreter des Bundeswehr-Standorts Kundus zur Familie der Frau gekommen, um mit ihrem ältesten Bruder zu verhandeln.

„Die betroffene Familie und weitere Mitglieder des Stammes hatten Blutrache geschworen“, erläuterte er. Die Moderation des Gesprächs habe der paschtunische Stammesführer Otman Say übernommen. Das Ergebnis sei eine „Kompensationszahlung auf Basis einer Billigkeitsentscheidung“ gewesen. Über deren Höhe schweigt die Bundeswehr sich aus. So sei eine „Verzeihung des Familienvertreters“ erwirkt worden, die die Blutrache ausschließe.

Am Donnerstagabend war an einem Checkpoint bei Kundus in Dunkelheit und Staub auf ein wendendes Fahrzeug geschossen worden. Die Frau und zwei Kinder starben, drei weitere Kinder wurden verletzt. Die Bundeswehr behauptete zunächst, es sei unklar, ob eigene oder afghanische Soldaten geschossen hätten. In der Woche zuvor war ein Schäfer das erste (bekannt gewordene) Opfer der Bundeswehr in Afghanistan geworden. Der Schäfer habe das Feuer eröffnet, hieß es. UWI