Kinder sollen vor Rausch geschützt werden

Das Bezirksamt Neukölln hat eine Initiative gegen den Verkauf von Alkohol an Minderjährige ins Leben gerufen

Kindern soll der Bezug von Alkohol im Bezirk Neukölln erschwert werden. Dafür will die vom Bezirksamt ins Leben gerufene Initiative „Kein Alkohol für Kinder Aktion“ (Kafka) sorgen. Beim Personal von Verkaufsstellen, darunter Kioske, Tankstellen und andere Geschäfte, soll das Problembewusstsein geschärft werden. „Häufig gilt die Herausgabe von Alkohol an Jugendliche unter den Verkäufern als Kavaliersdelikt“, so Birgit Dahm von der Bequit GmbH, Träger des Projekts. Viele Läden würden durch mangelnde Aufklärung über den Jugendschutz das Verkaufsverbot an Jugendliche missachten.

Die Zahl von stark alkoholisierten Jugendlichen steigt nach Angaben der Fachstelle für Suchtprävention in Berlin weiter an. Immer häufiger werde Alkohol in großen Mengen konsumiert. Mehr als jeder Zweite in der Altersgruppe von 15 bis 17 Jahren gibt an, sich schon mindestens einmal in den Rausch getrunken zu haben, so Katrin Jüngling, Leiterin der Fachstelle. Zwischen 2000 und 2006 habe sich die Zahl der Jugendlichen unter 20 Jahren mit stationär behandelten Alkoholvergiftungen fast verdoppelt. 2000 waren es noch 156, 2006 schon 296 verzeichnete Fälle.

Gefördert wird das Projekt unter anderem durch das Jobcenter Neukölln und die Senatsverwaltung für Arbeit und Soziales. Acht Langzeitarbeitslose seien für den Einsatz im Bezirk geschult worden, so die Stadträtin für Gesundheit und Initiatorin des Projekts, Stefanie Vogelsang.

Ab dieser Woche soll das Kafka-Team in Zweiergruppen die Verkaufsstellen Neuköllns abklappern. „Wir wollen erst mal an die Verkäufer herantreten. Mit einem ersten guten Eindruck und Informationsmaterial besteht dann eine Möglichkeit für weitere Termine“, erklärt Michael Maron, einer der acht Mitarbeiter von Kafka. Der 48-Jährige war früher selbst im Einzelhandel tätig. Vogelsang weist auch auf die besonders sensible Vorgehensweise der Kafka-Mitarbeiter hin. „Wir wollen nicht als Ersatzpolizei auftreten. Das Team soll vor allem Aufklärungsarbeit leisten“.

Ein Ziel ist auch, die Geschäftsleitungen von Supermarktketten wie Aldi für den Alkoholmissbrauch von Kindern zu sensibilisieren. „Wir sehen das Projekt nicht als Heilmittel an, aber es ist ein erster Schritt im Umgang mit den sich selbst schadenden Jugendlichen“, so die Stadträtin. LINDA HORN