Wolf frisst Naturschutzgebiet

Ein Logistikzentrum des Wanderausrüsters Jack Wolfskin soll im Moor bei Buxtehude entstehen. Das sensible Areal würde dadurch nur wenig angeknabbert – es dräuen aber weitere Straßenbauprojekte

VON GERNOT KNÖDLER

Jack Wolfskin produziert Kleidung und Ausrüstung für das Leben in der Natur. Das hindert die Firma mit der Wolfstatze als Markenzeichen nicht daran, ein neues Zentrallager zum Teil in ein Naturschutzgebiet hineinzubauen. Das europäische Vogelschutzgebiet „Moore bei Buxtehude“ wird dadurch zwar nur ein klein wenig angeknabbert. Naturschützer kritisieren aber, dass dem Gebiet noch an anderen Stellen zu Leibe gerückt werden soll – und dass sich die Beeinträchtigungen häuften.

Das 13 Quadratkilometer große Moorgebiet zwischen Buxtehude und Neu Wulmstorf am Hamburger Stadtrand ist vom Land Niedersachsen 2006 als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden. Es steht zugleich unter dem Schutz der EU, weil es eines der Areale in Niedersachsen ist, in dem die meisten Wachtelkönige brüten. Das Gebiet besteht aus einer Mischung von Wiesen, Weiden und Brachflächen, das von Entwässerungsgräben, Hecken und Bäumen gegliedert wird. In Hamburg setzt es sich als Naturschutzgebiet „Moorgürtel“ fort.

Jack Wolfskin will noch in diesem Jahr am Nordrand der Gemeinde Neu Wulmstorf ein 30.000 Quadratmeter großes Logistikzentrum bauen. Dafür sollen gut 200 Quadratmeter des Schutzgebiets in Anspruch genommen werden. „Wir haben dafür eine Freistellung bekommen“, sagt Hans-Jürgen Sausmikat von der Gemeinde. In der Tat erlaubt die Schutzgebietsverordnung „die Durchführung von Maßnahmen aufgrund der zweiten Änderung des Flächennutzungsplans der Gemeinde“.

Auch Jack Wolfskin beruft sich auf die Freistellung des Flächennutzungsplans. Darüber hinaus sei entscheidend, „dass durch die geplante und festgesetzte Bundesstraße B 3 Neu die Grenze des Naturschutzgebietes bereits nach Norden hin verschoben war“, sagt Unternehmenssprecherin Julia Haselmayr.

Neu Wulmstorf genießt das Privileg, mit zwei Umgehungsstraßen bedient zu werden: der B 3, hart an der Nordost-Ecke der Gemeinde, und der Autobahn 26, Stade – Hamburg, die zwei Kilometer nördlich an dem Ort vorbei führen soll. Dazwischen liegt das Naturschutzgebiet.

Anne-Dore Völkers von der Arbeitsgemeinschaft Umweltplanung Niederelbe sprach gegenüber dem Buxtehuder Tageblatt von einer „kumulativen Beeinträchtigung“: Das Naturschutzgebiet werde „eingekesselt“, und nebenan solle auch noch Sand abgebaut werden. Dagegen müsse die EU vorgehen.