Käufer mit Konzept gesucht

Die Insolvenzverwalterin der Wittemburger Skihalle verhandelt mit einer Hotelkette, die bereits Erfahrungen mit überdachten Kunstpisten übernommen hat. Weiteres Fördergeld soll nicht fließen

Der Snow Funpark in Wittenburg kann mit seinem Gefälle punkten. Es reicht von zehn bis 31 Prozent – das Niveau einer roten (mittelschweren) Piste. Die 330 Meter lange, 80 Meter breite Abfahrt mit 50 Zentimetern Schnee überwindet eine Höhendifferenz von 57 Metern. Es gibt einen 90 Meter breiten Übungshang für AnfängerInnen und einen Freistil-Park mit Schanzen und Rampen, der so groß ist wie zwei Fußballplätze. Neben der Gastronomie für das Après-Ski gibt es eine Sauna. Ein Tagesticket für Erwachsene kostet mittwochs bis donnerstags 28 Euro, am Wochenende 34 Euro.

Der Snow Dome in Bispingen bei Soltau ist mit einer 300 Meter langen und 100 Meter breiten Piste etwas kleiner. Skifahrer, Snowboarder und Rodler können eine Höhendifferenz von 37 Metern ausnützen. Das Gefälle reicht von neun bis 20 Prozent. Es gibt einen Freistil-Park und die Gelegenheit zum Eislaufen. Ein Tagesticket für Erwachsene kostet von Montag bis Freitag 26 Euro, am Wochenende 31 Euro. In der Bispinger Skihalle arbeiten 100 Menschen, in Wittenburg sind es rund 220. Nach Bispingen kamen im ersten Jahr 480.000 Besucher, nach Wittenburg 640.000.

VON GERNOT KNÖDLER

Für die Pleite gegangene Skihalle im mecklenburgischen Wittenburg gibt es einen Interessenten. Die niederländische Hotelkette Van der Valck verhandelt mit der Insolvenzverwalterin Bettina Schmudde von der Hamburger Anwaltskanzlei White & Case über einen Kauf des „Snow Funpark“. Einen Bericht, es werde über eine weitere Förderung des Freizeitobjekts an der Autobahn Hamburg – Berlin verhandelt, wies das Wirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommerns zurück. „Es gibt keinen Anlass, eine weitere Förderung in Erwägung zu ziehen“, sagte dessen Sprecher Gerd Lange.

Die rot-schwarze Landesregierung, insbesondere der frühere Wirtschafts- und heutige Verkehrsminister Otto Ebnet (SPD), muss angesichts der bereits geflossenen Förderung Kritik einstecken. 15,9 von zugesagten 17 Millionen Euro sind in das 75 Millionen Euro teure Projekt geflossen – jeweils die Hälfte vom Land und vom Bund. Nach übereinstimmenden Medieninformationen hat der Landesrechnungshof die Förderung in einem vertraulichen Bericht als leichtfertig gerügt.

Die Besucherzahlen seien mit knapp 740.000 viel zu hoch angesetzt gewesen, kritisierten die Rechnungsprüfer. Im ersten Jahr kamen 100.000 weniger. Die Planer hätten zu Unrecht auf Gäste aus dem 200 Kilometer entfernten Berlin gesetzt und die gleichzeitig entstehende Skihalle in Bispingen bei Soltau nicht berücksichtigt. Fraglich sei, ob die Betreiber tatsächlich 185 Dauerarbeitsplätze geschaffen hätten. Für den Sommer sind rund 50 der insgesamt 270 Mitarbeiter nach Hause geschickt worden.

Nur wegen des Versprechens, mindestens 180 Arbeitsplätze für eine Dauer von fünf Jahren zu schaffen, seien die Fördermillionen gezahlt worden, sagte Ministeriumssprechers Lange. Dass nur touristische Zentren gefördert werden dürften, sei falsch. „Das taucht nirgendwo auf“, sagte Lange. Die Halle sei mit Bedacht an einem Ort gebaut worden, wo sie wegen der Autobahn gut erreichbar sei.

Die Landesregierung begleite die Verhandlungen zwischen der Insolvenzverwalterin und Van der Valck nur. „Ich wüsste nicht, dass Fördergeld verlangt worden wäre“, sagte Lange. Die Insolvenzverwalterin Schmudde hat angekündigt, sie wolle bis Ende August eine Entscheidung erreichen.

Volker Wünsche von Van der Valck bestätigte, es würden sehr komplexe Gespräche geführt. „Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, haben wir Interesse an der Übernahme“, sagte er. Damit der Snow Funpark Gewinn erwirtschaften könne, müssten wohl mehr Menschen in Wittenburg übernachten, vermutete Wünsche.

Van der Valck betreibt in Mecklenburg-Vorpommern bereits einen Hotelkomplex in Linstow südlich von Rostock. Das Unternehmen kann auf Erfahrungen mit einer Skihalle in Bottrop zurückgreifen, die die Hotelkette ebenfalls im Rahmen eines Insolvenzverfahrens übernommen hat. Vor allem sei es aber durch „pfiffige Marketingkonzepte“ gelungen, die Menschen in das Alpincenter zu locken. Unter der Woche gilt ein Pauschalangebot. Für 35 Euro lässt sich ein ganzer Tag in der Halle verbringen – Skifahren, Ausrüstung, Essen und Trinken inklusive. Es gelte, auch Leute in die Halle zu lotsen, die sich nicht für das Skifahren interessierten, sagte Wünsche.

Das Alpinecenter Bottrop liege allerdings in einem Ballungsgebiet, räumte er ein. Es hat eine fast doppelt so lange Piste. Die Decke wird im Gegensatz zu Wittenburg von Holzbindern getragen. Überdies sind Halle und Piste gewunden, was ihren Reiz erhöht. Kneipen und Restaurants fürs Après-Ski und Extras wie einen Hochseilgarten gibt es hier wie dort.