Lübeck fordert Stilllegung einer Gifthalde

Studie über Krebserkrankungen wegen der Sondermülldeponie Schönberg beunruhigt die benachbarte Hansestadt

Eine Studie zum Krebsrisiko bei Mitarbeitern der Mülldeponie Ihlenberg bei Schönberg (Nordwestmecklenburg) sorgt in Lübeck für Besorgnis. Die SPD- Fraktion in der Bürgerschaft forderte am Donnerstag eine Vorstellung des Gutachtens im Umweltausschuss. Das Gutachten bestätige die SPD in ihrer Ablehnung der Deponie direkt hinter der Stadtgrenze, sagte deren umweltpolitische Sprecherin Barbara Scheel.

Nach einem Bericht der Lübecker Nachrichten hat Bürgermeister Bernd Saxe (SPD) in einem Brief an den Schweriner Sozialminister eine vorübergehende Stilllegung der Deponie gefordert. Zunächst solle geklärt werden, mit welcher Sicherheit ein Risiko für die Bevölkerung des Umlandes ausgeschlossen werden könne. Die Grünen im Landtag haben einen Bericht der Landesregierung über mögliche Gefährdungen beantragt.

Wissenschaftler der Universität Greifswald hatten vor einer Woche eine Studie vorgestellt, wonach die Zahl der Krebserkrankungen bei den zwischen 1983 und 2004 auf der Deponie Beschäftigten um 80 Prozent über dem statistisch zu erwartenden Wert gelegen habe (taz berichtete). Hinweise auf eine erhöhte Krebsrate bei der Bevölkerung in einem Umkreis von 25 Kilometern haben die Wissenschaftler nicht gefunden.

Auf der Deponie, die unter ihrem ehemaligen Namen Schönberg in den 1990er Jahren für skandalträchtige Schlagzeilen gesorgt hatte, sind seit 1978 etwa 17 Millionen Tonnen Hausmüll und gewerblicher Abfall gelagert worden. Umweltschützer befürchten, dass Deponiegifte in das Lübecker Trinkwasser gelangen könnten. Messungen der Stadtwerke Lübeck haben jedoch bislang keine Anhaltspunkte dafür ergeben. DPA/TAZ