Uni raus aus der Stadt?

Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach lässt vier Szenarien für Hochschulbau prüfen. Sollte Sanierung der Uni nicht lohnen, ist auch Abriss und Neubau südlich der Hafencity eine Option

VON KAIJA KUTTER

Der Uni Hamburg steht womöglich ein Umzug bevor. Nach einem Gespräch mit dem Bezirk Eimsbüttel, zu dem das Uni-Viertel gehört, hat Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) gestern vier Szenarien für die bauliche Zukunft der Hochschule vorgestellt. Eins davon sieht einen Abriss des heutigen Campus sowie eine Verlagerung in einen anderen Stadtteil vor. „Dafür bieten sich die Flächen südlich der Hafencity am Kleinen Grasbrook an“, sagte die CDU-Politikerin. Zu erreichen wäre dieser Campus über eine oberirdisch verlängerte Hafencity-U-Bahn. Denkbar sei aber auch, die bestehenden Gebäude zu sanieren oder vor Ort neu zu bauen.

Die frühere Staatsrätin der Stadtentwicklungsbehörde hatte schon kurz nach Amtsantritt gemeinsam mit Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz den Campus besichtigt. „Ich war relativ gebügelt von dem einen oder anderen Gebäude“, sagte sie. Der Sanierungsbedarf sei so hoch, dass es „nicht lohnt an Symptomen zu kurieren“. Hinzu komme, dass die Universität wegen eines erfreulichen Anstiegs der Drittmittelprojekte mehr Platz benötige. Gundelach: „Wir müssen der Universität eine Perspektive bieten.“

Zwar hat die Uni vor einigen Jahren die neuen Flügelbauten am Hauptgebäude und eine neue Rechtsbibliothek bekommen. Auch wurden Philosophenturm und WiWi-Bunker von Außen verschönert. Dennoch sei dies „kein Gebäude, dass sie ernsthaft Studenten zumuten können“, sagt Gundelach. Es gebe Räume ohne Licht und Belüftung. Das Gebäude der Wirtschaftswissenschaften gehöre abgerissen. Der Philturm müsse „von innen neu strukturiert“ werden.

Ganz grauenhaft“ sei auch der Zustand des Geomatikums an der Bundesstraße. Dort und in benachbarten Gebäuden lehren und forschen die Mathematiker und die Naturwissenschaftler, die gemeinsam mit den im fernen Stellingen untergebrachten Informatikern die so genannte MIN-Fakultät bilden.

Eine Kommission soll prüfen, welche Lösung am praktikabelsten ist. Laut Hochschulamtsleiter Harald Datzer gibt es allein an Uni-Campus und Bundesstraße 160.000 Quadratmeter Nutzfläche, die saniert werden müssen. 70 Prozent der Bauten seien aus den 60ern und 70ern. Eine komplette Sanierung würde laut Gundelach einen „hohen dreistelligen Millionenbetrag“ kosten und wäre nicht ohne externe Finanzpartner möglich. Ein Neubau auf dem Grasbrook, über den die Stadt ohnehin verfüge, könne durch Verkauf der Filetgrundstücke des alten Campus bezahlt werden.

Sollte es zu einer Misch-Lösung kommen, könnten die MIN-Fakultät oder die Geisteswissenschaften in den Süden verlagert werden. Datzer: „Bereiche zu trennen, ist durchaus üblich. Frankfurt hat einen naturwissenschaftlichen und einen geisteswissenschaftlichen Campus.“

Bei der Entscheidung sollten jedoch nicht nur finanzielle, sondern auch „weiche“ Kriterien zählen, versprach Gundelach. „Der Charme der Universität“ liege eben auch in der Einbeziehung in den Stadtteil.