Afrikas letzter Söldner

Als Simon Mann am 7. März 2004 auf dem Flughafen von Harare verhaftet wurde, befand er sich gerade auf dem Weg, um mit 70 erfahrenen Exsoldaten einen afrikanischen Zwergstaat zu übernehmen. Doch daraus wurde nichts. Heute muss sich der 55-jährige Südafrikaner, der in Großbritannien geboren wurde, vor dem höchsten Gericht von Äquatorialguinea verantworten, jenem Land, das er hatte stürmen wollen. Der Vorwurf lautet auf Staatsverrat, Mann drohen 32 Jahre Haft.

Bevor er zum Söldnerchef wurde, durchlief der Sohn eines berühmten Cricketkapitäns und Erbe eines Brauereiimperiums praktisch alle Stationen der britischen Upperclass. Er besuchte Eton, College der Prinzen und Adligen, und die prestigeträchtige Militärakademie von Sandhurst. Mann kämpfte in der britischen Spezialeinheit SAS, zuletzt im Golfkrieg Anfang der 90er-Jahre. Da hatte er bereits sein erstes Unternehmen gegründet: „Executives Outcomes“ kassierte für Söldnerbrigaden zum Schutz der Ölanlagen im Bürgerkriegsland Angola Millionen. Eine zweite Firma, „Sandline“, versorgte Sierra Leones Armee im Bürgerkrieg Mitte der 90er-Jahre trotz Embargo mit Waffen und machte Schlagzeilen, als die gewaltsame Niederschlagung einer Rebellion in Papua-Neuguinea mit Festnahmen endete. Die Regierung wollte sich nicht mehr erinnern, Mann den Auftrag gegeben zu haben.

In der globalen Schattenwelt käuflicher Armeen avancierte Mann zum Star, zu einem Söldner alter Schule, der im neuen Jahrtausend auszusterben droht. Seinen Auftraggebern erschien er deshalb wohl als der richtige Mann, um einen Putsch gegen den seit 29 Jahren in Äquatorialguinea regierenden Despoten Teodoro Obiang zu organisieren. Der Plan flog kurz vorher auf, als Manns Boeing 727 mit den Söldnern und tonnenweise Waffen an Bord am Flughafen von Harare gestürmt wurde. Mann, der die Tat inzwischen gestanden hat, bezeichnet sich selbst als Manager der Operation, die Architekten seien andere gewesen. Am ersten Prozesstag war das Gericht von Malabo von Soldaten umstellt, weil die Regierung fürchtet, die mutmaßlichen Hintermänner könnten Mann ermorden lassen.

Neben der angeblichen Verwicklung von Spaniens Exministerpräsident José María Aznar und Südafrikas Geheimdienst ist die millionenteure Finanzierung der Operation am skandalumwittertsten. Prominentester Zuschussgeber ist Sir Mark Thatcher, Sohn der „eisernen Lady“, der Mann einen Kampfhubschrauber finanzierte. Wenn Mann alle Hintermänner nennt, so ließ Obiang bereits durchblicken, könnte er mit einer Begnadigung rechnen. MARC ENGELHARDT