Der mörderische Kopf der ETA

ETA hat die Führung verloren. In der Nacht zum Mittwoch ging der französischen und spanischen Polizei in Bordeaux der Chef der baskischen Separatistenorganisation ins Netz. Francisco Javier López Peña – genannt Thierry – wurde zusammen mit drei weiteren Mitgliedern der ETA-Führung in einer Wohnung unweit des Bahnhofs festgenommen. Der 49-jährige Thierry stand ganz oben auf der Fahndungsliste.

Nach Informationen der spanischen Regierung war es López Peña, der den im März 2006 ausgerufenen Waffenstillstand im Mai 2007 für gescheitert erklärte. Die Vertreter der Regierung zeigten sich überrascht, als der bei Bilbao geborene Thierry im Dezember 2006 auf einem Treffen von ETA und Regierung in der Schweiz auftauchte. Ohne dies vorher anzukündigen, hatte ETA den bisherigen Verhandlungsführer Josu Ternera abgelöst. López Peña stellte maximale politische Forderungen und drohte den Regierungsvertretern mit dem Scheitern des Friedensprozesses. Nur zwei Wochen später, am 30. Dezember 2006, legte eine ETA-Bombe ein Parkhaus des Madrider Flughafens Barajas in Schutt und Asche und tötete zwei Menschen. Im Mai 2007 erklärte ETA die Waffenruhe endgültig für beendet.

López Peña, der seither den politischen und militärischen Apparat der Organisation lenkte, ordnete weitere Attentate an. ETA ermordete einen Lokalpolitiker der PS von Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero und deponierte mehrere Bomben. Eine davon kostete einen Polizisten das Leben.

Thierry trat 1980 im Alter von 22 Jahren ETA bei. 1983 schloss er sich den Untergrundkommandos an. Er beteiligte sich unter anderem an einem Überfall auf ein Gefängnis. Die Aktion zur Befreiung mehrerer ETA-Gefangener scheiterte. Ab 1990 war Thierry für die militärische Ausbildung der Neuzugänge zuständig. Als ihm die Polizei zu dicht auf den Fersen war, setzte er sich für mehrere Jahre nach Lateinamerika ab. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich übernahm er abermals Aufgaben im Logistikapparat von ETA. López Peña mietete Wohnungen für Untergetauchte im französischen Teil des Baskenlandes und der Bretagne an. 2005 wurde er dafür von einem französischen Gericht in Abwesenheit zu acht Jahren Haft verurteilt. Seither suchte ihn die Gendarmerie.

Während der Waffenruhe machte sich der Veteran unter jungen ETA-Hardlinern einen Namen. Als die Regierung Zugeständnisse an die bewaffneten Separatisten verzögerte, übernahm López Peña die Macht in der ETA-Führung und löste den verhandlungsbereiten Ternera ab. Die Justiz erließ einen internationalen Haftbefehl, der jetzt zur Verhaftung Thierrys führte.

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