Dalai Lama vor dem Tor

Oberhaupt der Tibeter will am Brandenburger Tor auftreten. Kein Treffen mit Außenminister Steinmeier

BERLIN dpa ■ Bei seinem nächsten Deutschlandbesuch will der Dalai Lama am 19. Mai auch vor dem Brandenburger Tor sprechen. Dies teilte die Tibet Initiative gestern in Berlin mit. Das religiöse Oberhaupt der Tibeter kommt zum Abschluss eines Deutschlandbesuchs zu politischen Gesprächen nach Berlin. Vorgesehen ist auch eine Rede vor dem Auswärtigen Ausschuss des Bundestages sowie des Menschenrechtsausschusses.

Der Europa-Vertreter des Dalai Lama, Tseten Chhoekyapa, kritisierte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Angesichts der tragischen Situation in Tibet sei es das falsche Signal und eine „sehr unglückliche Entscheidung“, dass der SPD-Vize keine Zeit für ein Treffen mit dem Friedensnobelpreisträger während des Besuchs finde, sagte er. „Wir denken, er ist schlecht beraten worden.“ Steinmeier habe eine Gesprächsanfrage aus Termingründen abgelehnt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) befindet sich in der Zeit des Besuchs auf einer Lateinamerikareise.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes (AA) bestätigte, dass kein Termin mit Steinmeier geplant ist. In Regierungskreisen wurde darauf verwiesen, dass der Minister während der Unruhen in Tibet mehrfach mit seinem chinesischen Kollegen telefonierte. Er habe auch darauf gedrängt, dass ein Dialog zwischen Peking und der tibetischen Seite zustande komme. Das erste Treffen sei ein Schritt in die richtige Richtung. Das AA habe auch Kontakt zum Umfeld des Dalai Lama.

Eine Zusammenkunft des 72-Jährigen mit der Kanzlerin im September 2007 hatte das Verhältnis zu Peking belastet. Steinmeier kritisierte damals den Empfang im Kanzleramt.