Das neue Bremer „Zwei-Säulen-Modell“

Auf einem „Fachtag“ der GEW stellte Bildungssenatorin Jürgens-Pieper ihr „Zwei-Säulen-Modell“ öffentlich vor

Die Schulstruktur-Diskussion, die die rot-grüne Koalition führen will, hat gerade erst begonnen, gleichwohl scheint das Ergebnis schon klar: Bremen steuert auf ein „Zwei-Säulen-Modell“ zu. Das machte Bremens Schulsenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) gestern auf einer Veranstaltung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) deutlich. Ein „Zwischenstand“ der Überlegungen sei das, meinte sie, „mehr“ sei aber realistischerweise gar nicht drin.

„Eine Schule für alle“ stand vorn auf dem GEW-Plakat, und Jürgens-Pieper bekannte: „Ich bin eine Vertreterin der Schule für alle.“ Und: „Der mutigste Schritt wäre es, alles zusammenzufassen.“ Sie bekam für dieses Bekenntnis richtig viel Beifall auf der GEW-Versammlung – und unterbrach den Beifall mit der „Frage an die, die da klatschen: An welche Schule haben Sie ihre Kinder geschickt?“. Rund 50 Prozent der Eltern entscheiden sich in Bremen für den gymnasialen Bildungsgang, die acht durchgängigen Gymnasien haben deutlich mehr Nachfrage als Klassenräume zur Verfügung stehen. Ein „hoch nachgefragte“ System einfach abzuschaffen, das gehe politisch nicht, meinte Jürgens-Pieper.

Und deutete ein zusätzliches Problem an: Die regionale Auswertung der neuen Pisa-Analyse, die derzeit erarbeitet wird, verspreche nichts Gutes für die bremische Schulen. Man müsse „befürchten“, dass Bremen nicht aufgeholt habe – beim letzten Pisa-Test war Bremen bundesweit Schlusslicht.

Jürgens-Pieper würde die zweite Säule, die neben den acht durchgängigen Gymnasien entstehen soll, gern „Oberschule“ nennen, um zu unterstreichen, dass an diesen Schulen – das wäre ein wichtiger Unterschied zu anderen „Zwei-Säulen-Modellen“ – das Abitur eine mögliche Perspektive ist. 25 Prozent der Jugendlichen machen derzeit in Bremen über Schulzentren ihr Abitur, die sollen das „gymnasiale“ Potential der Oberschulen bilden – allerdings mit dem Lerntempo „Abitur nach 13 Jahren“ wie die Gesamtschulen. In welchem Zeitplan sich die derzeitigen Schulzentren, die nach Schulstufen gegliedert sind, als durchgängige „Oberschulen“ neu gruppieren sollen, das sei eine offene Frage, meinte sie. Aus Kreisen der GEW wurden Forderungen laut, doch den Gymnasien den Weg in die Integration verschiedener Bildungsniveaus aufzuzwingen und zu verlangen, dass leistungsschwächere Schüler nicht gegen den Elternwillen gezwungen werden sollen, das Gymnasium zu verlassen. Das Gymnasium müsste dann auch auf den Hauptschulabschluss vorbereiten. Gegen das erzwungene „Abschulen“ ist auch Jürgens-Pieper, aber, so meinte sie, wenn Eltern „stur“ blieben, auch wenn sich herausstellt, dass ihr Kind das erhöhte Lerntempo nicht schafft, dann sei das „schlecht für das Kind“. Eltern sollen sehr wohl ihr Kind „abschulen“ dürfen. Nach der vierten Klasse stellt sie sich Beratungsgespräche auf Grundlage der Lernentwicklungsberichte vor. kawe