„DSK“ – Finanzexperte mit Ambitionen

Die Krise nutzen, um den in Verruf geratenen „Internationalen Währungsfonds“ (IWF) zu rehabilitieren. Das ist das Ziel von Dominique Strauss-Kahn, seit einem halben Jahr Chef des IWF. Der 58-jährige Franzose – Anwalt, Wirtschaftsprofessor und Führungsmitglied der Sozialisten – sagt klipp und klar: „Keine andere Institution ist in der Lage, die Verbindung zwischen dem Finanzsektor und der realen Wirtschaft herzustellen.“

Im rasanten Tempo hat Strauss-Kahn in Washington den IWF durchgemistet und reformiert. Als Erstes hat er das interne Defizit der Institution attackiert. Um es abzubauen, will er in den nächsten Jahren mehrere hundert Stellen beim IWF (15 Prozent der Beschäftigten) streichen und mehr als 400 Tonnen aus den Goldreserven der Institution verkaufen. Als Zweites hat er die vordemokratischen Entscheidungsstrukturen des IWF reformiert. Künftig werden die Länder des Südens zwar immer noch kein gleichberechtigtes Stimmrecht haben, aber stärker als bislang bei Entscheidungen mitreden. Jetzt möchte Strauss-Kahn den Kampf gegen die Preisexplosion bei den Grundnahrungsmitteln in den Vordergrund seiner Arbeit stellen. Die Begründung des IWF-Chefs: Das Ansteigen der Lebensmittelpreise (48 Prozent seit Ende 2006) ist eine Gefahr für den Weltfrieden und die Demokratie.

In Frankreich ist der Mann mit dem Silberhaar, den markanten, dunklen Augenbrauen, dem kräftigen Körper und der starken Stimme eine bekannte Erscheinung. Zu Hause heißt der neue IWF-Chef „DSK“. Und gilt – wie eh und je – als potenzieller Anwärter für künftige nationale Führungspositionen. In seiner Partei ist er der führende Kopf des rechten sozialdemokratischen Flügels. Er war mehrfach Minister. Zuletzt organisierte er als Finanz- und Wirtschaftsminister von 1997 bis 1999 zahlreiche Privatisierungen im öffentlichen Sektor, machte sich für die französische Unterstützung für den EU-Stabilitätspakt stark und bereitete wesentlich die Euro-Einführung vor. Als Ermittlungen wegen Korruption gegen ihn eröffnet wurden, trat er als Minister zurück. Juristisch wurde DSK von jedem Verdacht freigesprochen. Doch politisch misslang ihm seither in Frankreich vieles: So warb er 2005 vergeblich für das „Oui“ seiner Landsleute zu der EU-Verfassung. Und so versuchte er schon 2006 vergeblich PS-Präsidentschaftskandidat zu werden.

Doch DSK hält auch in Washington an seinen nationalen Ambitionen fest. Er hat bereits mehrfach durchblicken lassen, dass er für eine neue Präsidentschaftskandidatur in Frankreich im Jahr 2012 zur Verfügung steht. Der IWF könnte ihm als Sprungbrett nutzen. DOROTHEA HAHN