heute in bremen
: „Es gibt zu wenig Pilz-Kundler“

Eine Ausstellung im Haus der Wissenschaft entführt in die wunderbare Welt der Pilze

taz: Herr Wechsler, was interessiert Sie an Pilzen?

Klaus Wechsler, Pilz-Aktivist: Viele Leute sehen Pilze nur in der Pfanne. Wir vom Bremer Arbeitskreis für Pilzkunde sehen mehr: Die Super-Recycler, ohne die nichts mehr ginge.

Was, bitte, ist ein Super-Recycler?

Pilze verwerten die Überreste toter Lebewesen oder leben in Symbiose mit lebendigen. Viele Bäume zum Beispiel kommen nicht ohne Pilze aus.

Jetzt machen Sie ja eine ganze Ausstellung zu Pilzen: Das scheint mir ein ausgesprochen seltenes Ereignis. Warum gelingt Pilzen der Sprung ins Museum nicht so leicht?

Leider gibt es wenig Pilz-Kundler. Der Bremer Pilzarbeitskreis zum Beispiel besteht hauptsächlich aus Autodidakten ohne entsprechendes Studium. Außerdem sind Pilze zu vergänglich, um sie auszustellen. Deswegen sind bei uns naturgetreue Kunststoff-Abgüsse zu sehen, die meine Frau und ich gemacht haben.

Welche Pilze zeigen Sie?

Insgesamt haben wir 600 Modelle von 90 Arten.

Okay, das sind zu viele, um sie aufzuzählen. Welche sind besonders bemerkenswert?

Unser kleinster Pilz ist nur mit einer Lupe zu erkennen und wächst im Kokon einer Insektenlarve. Der größte Pilz, der Riesenbovist, hat 50 Zentimeter Durchmesser! Außerdem gibt es einen Film über den Hallimasch-Pilz zu sehen. Er gilt als größtes Lebewesen der Welt.

Sind denn auch Pilze zu sehen, die in Bremen entdeckt wurden?

Eine echte Bremensie ist eine 32 Zentimeter große Riesen-Speisemorchel, die bei Bauarbeiten im Garten der Villa Ichon gefunden wurde. FRAGEN: ISABELL BÜRGER

Die Welt der Pilze - Artenreichtum und Formenvielfalt, Eröffnung heute, 17 Uhr, Haus der Wissenschaft, Sandstr. 4/5. Bis 30. 4.