Zähes Ringen vor Gericht

Osmani-Verfahren, zweiter Verhandlungstag: Die Verteidigung macht aus dem Prozess ein Schauspiel. Die Fronten sind verhärtet, kaum dass die Anklage verlesen ist

VON ELKE SPANNER

Das Wichtigste vorweg: Die Brüder Osmani selbst kommen nicht zu Wort. Zwar haben beide angekündigt, dass sie dem Hamburger Landgericht durchaus etwas zu sagen hätten zu dem Vorwurf, sie hätten sich zwischen 2003 und 2005 von der Volksbank Lauenburg runde 30 Millionen Euro erschlichen. Doch ehe es dazu kommt, werden vor Gericht zunächst die Bedingungen ausgefochten, unter denen der Prozess überhaupt durchgeführt werden soll: Gerhard Strate, der Anwalt von Burim Osmani, scheint entschlossen zu sein, jedes prozessuales Handeln, das nicht eindeutig im Sinne seines Mandaten ist, als bewussten Angriff auf diesen zu deuten. So hat sich die Kammer schon vor Beginn der Beweisaufnahme am gestrigen zweiten Verhandlungstag den Vorwurf eingehandelt, einen rechtsstaatswidrigen Prozess zu führen.

Erst einmal ringt die Verteidigung um die Frage, ob dieser Prozess überhaupt stattfinden darf. Strate ist der Meinung, dass das Hamburger Landgericht nicht über die Osmani-Brüder zu Gericht sitzen dürfe. Parallel zur hiesigen Staatsanwaltschaft hatten auch die Ankläger in Lübeck gegen die Osmanis ermittelt – Lauenburg liegt in Schleswig-Holstein. Irgendwann jedoch seien die Ermittlungen in Hamburg konzentriert worden. Das sei „willkürlich“, schimpfte Strate, und verbotene Justiz „in Ansehen der Person“. Da zudem der Tatort der angeklagten Taten nicht hier liege, sei das Landgericht auch nicht zuständig.

Als „Kampfansage gegen meinen Mandanten“ sowie als „Kampfansage gegen die Prinzipien eines rechtstaatlichen Verfahrens“ wertet Strate zudem den Zeitpunkt der Prozesseröffnung: Bis Ende Februar saß Burim Osmani in Würzburg vor Gericht sowie in Untersuchungshaft. Vor dem dortigen Landgericht wurde er wegen Beihilfe zum Betrug zu drei Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis aber habe er keine Gelegenheit gehabt, sich auf das nun laufende Verfahren vorzubereiten. Osmani habe bei weitem nicht alle Unterlagen zu lesen bekommen, seine Zeit habe zum intensiven Aktenstudium ohnehin nicht gereicht. Strate beantragt, das Verfahren deshalb auszusetzen. Das Gericht lehnt ab. Deswegen will Strate einen Befangenheitsantrag gegen die Kammer stellen und verlangt erneut, die Hauptverhandlung zu unterbrechen. Wieder eine Ablehnung. Strate schnaubt: Das sei keine Verhandlung mehr, sondern Konfrontation.

Laut Staatsanwaltschaft haben die Brüder Osmani im Zusammenspiel mit einem Vorstand und einem Aufsichtsratsmitglied die Volksbank Lauenburg fast in den Konkurs getrieben. Demnach haben sie Kredite in Höhe von insgesamt rund 30 Millionen erschlichen. Strohmänner hätten die Darlehen aufgenommen und das Geld an die Osmanis weitergereicht. Die Bank habe die behaupteten Sicherheiten nicht überprüft. Die bei der Volksbank dafür Verantwortlichen wurden im November wegen schwerer Untreue zu viereinhalb Jahren und drei Jahre neun Monate Haft verurteilt.