Neue Unicef-Dokumente geprüft

Staatsanwälte untersuchen neue Papiere des UN-Kinderhilfswerks. Darunter ist auch eine Lebensversicherung für den zurückgetretenen Geschäftsführer Dietrich Garlichs

BERLIN taz ■ Die Kölner Staatsanwaltschaft prüft neue Unterlagen im Zusammenhang mit möglichen Verschwendungen bei Unicef. Das bestätigte Oberstaatsanwalt Günther Feld. Darunter seien auch Papiere über eine Lebensversicherung, die das UN-Kinderhilfswerk zugunsten des am Freitag zurückgetretenen Geschäftsführers Dietrich Garlichs abgeschlossen haben soll.

Der taz liegt der 1989 geschlossene Anstellungsvertrag zwischen dem Unicef-Komitee und Dietrich Garlichs vor, darin heißt es unter Punkt 7: „Zum Eintrittsdatum wird für den Geschäftsführer eine Lebensversicherung abgeschlossen, wie sie nach dem Vertrag zwischen Unicef und dem Gerling-Konzern vom 24. 2. 1986 vorgesehen ist. Bei Beendigung des Dienstvertrages wird der Versicherungsvertrag auf den Geschäftsführer übertragen.“ Garlichs sagte dazu am Samstag, er wisse nicht, wer die Versicherung finanziert habe. Ein Unicef-Sprecher war nicht zu erreichen.

Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt seit einiger Zeit wegen des Verdachts der Untreue gegen Garlichs. Oberstaatsanwalt Feld bestätigte, dass am Donnerstag Wirtschaftsprüfer von KPMG zu Einzelheiten ihres Unicef-Sondergutachtens angehört worden seien. Zudem würden Provisionen im Zusammenhang mit einer Lidl-Großspende überprüft. Ein Spendensammler soll 30.000 Euro bekommen haben, ohne die Spende akquiriert zu haben. Auch Zahlungen an einen Marketing-Experten würden untersucht, sagte Feld.

Der Unicef-Vorsitzende Reinhard Schlagintweit hofft nach dem Rückzug Garlichs derweil auf „gute Chancen, nach der Krise wieder vorwärtszukommen“. Der Schritt war auch von Politikern und Unicef-Unterstützern begrüßt worden. Mitarbeiter der Kölner Unicef-Zentrale zeigten sich dennoch besorgt über die Folgen der Krise. In einem veröffentlichten Schreiben heißt es, es komme nicht nur darauf an, was die juristischen Ermittlungen gegen Garlichs ergäben. „Die moralische Seite ist so verwerflich! Der Name Unicef wird beschmutzt bleiben.“ LARS GAEDE