„Ich wollte etwas für Deutschland tun“

NSU Vor dem Stuttgarter Untersuchungsausschuss sagten Freunde des verbrannten Zeugen Florian H. aus. Keine Anhaltspunkte für Mord

STUTTGART taz | Wusste Florian H., der in seinem brennenden Auto ums Leben kam, von der Existenz des NSU? Kannte er die Namen der Täter des Polizistenmords auf der Heilbronner Theresienwiese, der mutmaßlich auf das Konto des NSU ging? Um Licht in diese Fragen zu bringen, hörte der Stuttgarter NSU-Untersuchungsausschuss gestern zwei Freunde von Florian H.

Vor allem Mathias K. hatte wie H. wohl eine Zeit lang engere Verbindungen in die rechte Szene Baden-Württembergs. Bei einem bekannten Neo-Nazi in Ilsfeld ließ er sich als 16-Jähriger ein Hakenkreuz tätowieren. Im Jahr 2011 habe er Florian H. für eine Gruppe namens Neoschutzstaffel (NSS) geworben, berichtete er. Er selbst war einige Monate zuvor bei einer Demonstration in Dresden von einem ihm unbekannten Mann in Springerstiefeln in diese ominöse Gruppe – „einen Verein, der etwas für Deutschland tun wollte“ – aufgenommen worden. K. unterschrieb damals eine Erklärung, hörte jedoch danach angeblich nie mehr etwas davon. Für Florian H. habe er dann selbst einen Aufnahmeantrag entworfen. Seiner Aussage zufolge kannte er keine weiteren Mitglieder des NSS. Daran, dass H. ihm gesagt habe, er kenne die Mörder von Heilbronn, will sich Mathias K. anders als in seiner Vernehmung durch die Polizei nicht mehr erinnern. Auch der zweite Zeuge des Tages lieferte keine Anhaltspunkte dafür, dass Florian H. ein Kronzeuge für den Polizistenmord gewesen sein könnte.

BENNO STIEBER