„Nicht willkommen“

Über 100.000 Menschen demonstrieren in London gegen US-Präsident George W. Bush. Ehefrau Laura merkt nichts

LONDON rtr/ap/taz ■ In London haben am Donnerstag weit über 100.000 Menschen gegen den Besuch von US-Präsident George W. Bush und den Irakkrieg demonstriert. Trommeln schlagend und mit Trillerpfeifen zogen Demonstranten aller Altersgruppen am Parlament und dem Amtssitz von Premierminister Tony Blair in der Downing Street vorbei. Viele von ihnen machten die Politik von Bush und Blair für die Bombenanschläge gegen britische Einrichtungen in der Türkei verantwortlich.

„Der Präsident der USA ist hier nicht willkommen“, sagte ein Demonstrant. „Unsere Regierung will ihn das vielleicht glauben machen, aber bei Gott, er sollte unser Land verlassen.“ Vor dem Regierungssitz in Downing Street versuchten berittene Polizisten eine laut buhende Menge zurückzudrängen.

Als Parodie auf den Abriss einer Statue des ehemaligen irakischen Präsidenten Saddam Hussein im April in Bagdad stürzten Demonstranten auf dem Trafalgar Square eine sechs Meter hohe Pappmaschee-Puppe von Bush vom Sockel. In dessen Anzugsjacke steckte eine kleinere Puppe, die einen grinsenden Blair darstellte.

„Bush und Blair wollten einen Krieg gegen den Terrorismus führen, um die Welt sicherer zu machen“, sagte ein 38-jähriger Universitätsdozent während des Protestzugs. „Das haben sie nicht getan. Loszugehen und andere Völker zu bombardieren, gibt denen nur mehr Anlass, den Westen zu hassen.“ Bombenanschläge wie die in Istanbul seien genau die Reaktion, die er auf die Invasion des Iraks befürchtet habe, erklärte ein anderer Demonstrant. „Und wir haben Recht behalten.“ Bei den Anschlägen waren am Donnerstag mindestens 27 Menschen getötet worden.

Während die Organisatoren die Zahl der Teilnehmer mit 300.000 angaben, sprach die Londoner Polizei von 120.000, Scotland Yard dagegen nur von 70.000 Demonstranten.

Während eines Abendessens von Bush in der Residenz des US-Botschafters in London versuchten mehrere Demonstranten, in Nachbargrundstücke vorzudringen. Die Polizei nahm zwei Männer fest und durchsuchte die Gärten nach weiteren Demonstranten. In Winfield House, der Residenz von Botschafter William Farish, gab Bush am Donnerstagabend einen Empfang für die britische Königin Elizabeth.

Bushs Frau, Laura, zeigte sich von den Protesten wenig beeindruckt. Sie habe kaum etwas von den Demonstrationen wahrgenommen. „Wir haben viele amerikanische Fahnen gesehen. Wir haben gesehen, wie viele Menschen uns zuwinkten – viel, viel mehr als Demonstranten“, sagte sie zu Journalisten.