Kritischer Nachwuchs

JUNG Angehende JournalistInnen löchern altgediente Profis über ihre Arbeit – der Mittwochsclub der taz Panter Stiftung ist seit über vier Jahren ein Erfolg

■ Im Mittwochsclub am 20. Mai fragen wir: Wie unabhängig ist CORRECT!V? Rede und Antwort steht uns David Schraven, Leiter des gemeinnützigen Recherchebüros CORRECT!V.

■ Alle Infos zum „MC“ der taz Panter Stiftung: www.taz.de/stiftung

VON MICHAEL SONTHEIMER

Journalistinnen und Journalisten denken nicht oft nach über die Grundlagen ihrer Arbeit, über ihre Funktion und ihre ethische Dimension. Auch Rechtsanwälte mögen weitgehend ohne Selbstbetrachtung und Selbstkritik vor sich hin arbeiten, Chirurgen ebenso.

Aber Gerade in der „Bewusstseinsindustrie“ ist es entscheidend, dass die Produzenten ihr tägliches Tun reflektieren, dass sie sich, über das Handwerk und das Tagesgeschäft hinaus, Gedanken über ihre Arbeit und deren Auswirkungen machen. So sahen wir es zumindest im Kuratorium der taz Panter Stiftung und initiierten deshalb vor viereinhalb Jahren den „Mittwochsclub“, eine Diskussionsrunde für junge, angehende Journalistinnen und Journalisten. Was uns zusätzlich motivierte: Bei den Volontariaten anderer Zeitungen steht die Praxis absolut im Vordergrund, vertiefende Diskussionen bieten die Verlagshäuser kaum an. Wir nahmen deshalb Kontakt auf mit der Berliner Zeitung, Tagesspiegel und dem Berliner Kurier und laden seitdem deren Volos zum Mittwochsclub ein; die Absolventen der taz Panther Workshops und die Praktikanten und Volontäre der taz ebenso. Zum Axel-Springer-Verlag nahmen wir aus historischen und aktuellen Gründen keinen Kontakt auf.

An jedem zweiten Mittwoch im Monat kommen am frühen Abend im Konferenzsaal der taz-Redaktion in der Rudi-Dutschke-Straße – je nach Gast und Thema – zwischen 25 und 90 Interessierte zusammen. Meist laden wir Journalistinnen ein, auch mal eine Medienwissenschaftlerin oder einen Politiker. Mal fragten wir Silke Burmester: „Wie werde ich Kolumnistin?“ oder Jan Fleischhauer: „Aus welchem Holz müssen Meinungsjournalisten geschnitzt sein?“ Dann baten wir Kolleginnen und Kollegen, ihre Projekte vorzustellen, Cordt Schnibben vom Spiegel präsentierte Konzepte für eine digitale Tageszeitung, oder wir fragten Theresa Bäuerlein und Sebastian Esser: „Was wollen die Krautreporter?“ Immer wieder vertieften wir dominierende aktuelle Themen der Berichterstattung, im Januar dieses Jahres stellten wir dem Satiriker Leo Fischer und dem Karikaturisten Till Mette angesichts der islamistischen Morde in Paris die alte Frage: „Was darf Satire?“ Und wir diskutierten mit den Spiegel-Redakteuren Maximilian Popp und Sven Röbel, wie man am besten über das Phänomen Pegida berichten sollte.

Etabliert hat sich im Mittwochsclub ein diskursiver Stil. Als Moderator stelle ich die Gäste vor und ihnen anfangs ein paar Fragen. Dann schalten sich die jungen Kolleginnen und Kollegen mit ihren Nachfragen und Kommentaren ein. Nach rund anderthalb Stunden lassen wir bei einem Drink und Salzgebäck den Abend ausklingen.

Was uns erstaunt: Bislang hat noch niemand, der zum Referieren eingeladen wurde, abgesagt. Und die Liste der Referentinnen und Referentinnen, die wir bislang begrüßen konnten, ähnelt einem Who’s who des aktuellen deutschen Journalismus. Prima.

Michael Sontheimer, 60, ist Mitglied des Kuratoriums der taz Panter Stiftung und arbeitet als Redakteur des Spiegel.