Bremen schluckt weiter

ÖKOLOGIE Der Verdener Wasserverband will die Liefermengen an Bremen nicht reduzieren – obwohl ein von ihm selbst in Auftrag gegebenes Gutachten vor den Umweltfolgen warnt. Andernorts ist es zu nass

■ 15,5 Millionen Kubikmeter fördert der Trinkwasserverband Verden pro Jahr. Größter Kunde ist die Bremer SWB, die über acht Millionen Kubikmeter jährlich abnimmt.

■ Mit Umsatzerlösen von elf Millionen Euro pro Jahr sieht er sich als „leistungsstarkes öffentlich-rechtliches Unternehmen“ und Garant für stabile Preise.

■ Ökologische Aspekte führt die„Unternehmensphilosophie“ nicht auf. Dafür erfährt man, dass der Verband 3.800 Hydranten und 1.349 Kilometer Leitungen besitzt.

■ Bremen deckt seinen Trinkwasserbedarf von 31 Millionen Kubikmetern pro Jahr zu 85 Prozent durch Lieferungen. Außer aus Verden kommen die von den Harzwasserwerken (13,5 Millionen) und dem Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (4,5 Millionen). Der Rest wird im Wasserschutzgebiet Blumenthal gewonnen (4,6 Millionen).

Die sofortige Verringerung der Wasserlieferungen an Bremen hat der Trinkwasserverband Verden auf seiner Sitzung am Dienstag abgelehnt. Bremen bezieht fast ein Drittel seines Bedarfs aus Verden, insbesondere vom Wasserwerk Panzenberg. 90 Prozent des dort geförderten Wassers fließen nach Bremen.

Umweltschützer beobachten seit Jahren starke Austrocknungserscheinungen. Die Halse etwa, ein Nebengewässer der Aller, die in früheren Zeiten fünf Mühlen betrieb, ist im Sommer bestenfalls noch ein Rinnsal. Da nun auch ein Gutachten, das der Trinkwasserverband selbst in Auftrag gegeben hatte, diese Situation bestätigt, mehrten sich im Landkreis die Stimmen nach Reduzierung der Förderhöchstmenge. Derzeit sind sie aber noch in der Minderheit.

Immerhin will der Verband nun Arbeitskreise einsetzen, die die ökologische Lage in den Wassereinzugsgebieten weiter beobachten und bewerten. Aus Sicht des BUND langt das nicht aus. Dessen Bremer Landesgeschäftsführer, Martin Rode, fordert eine „drastische Reduzierung auf das ökologisch vertretbare Maß“. Das sei bei den derzeit in Panzenberg entnommenen acht Millionen Kubikmetern pro Jahr weit überschritten. Die erlaubte Förderhöchstmenge liegt sogar bei 9,5 Millionen. Langfristig werden dadurch nach Einschätzung des BUND weitere Gebiete wie das Holtumer Moor gefährdet.

Der Bettenbruchgraben bei Dauelsen ist bereits trocken, Verdener Umweltschützer haben in dieser Gegend eine Grundwassersenkung um zwei Meter in nur zwei Jahren gemessen. Mancher Baum, sagt Mareile Timm vom BUND, sehe mit seinen freigelegten Wurzeln aus wie in einem Mangrovenhain.

Bis 1979 gewann Bremen einen erheblichen Teil seines Wassers aus der Weser. Erst in den 80ern wurde diese relativ kostenaufwendige Nutzung eingestellt. Perspektivisch spielt die Weser in der Planung der Umweltbehörde weiterhin eine Rolle: 7.000 Quadratmeter neben der „umgedrehten Kommode“ werden dafür frei gehalten.

Kurzfristig, heißt es vom BUND, müsse Bremen nach Alternativen im Umland suchen. Bei Delmenhorst und Bremerhaven gibt es Überproduktionen: In Wulsdorf beispielsweise steigt zum Verdruss der Anwohner der Grundwasserspiegel, viele Keller lauf voll. In Delmenhorst wurde 2013 sogar gefördertes Wasser in die Delme abgeleitet, da es Überkapazitäten gab und gibt. Bremen, so der BUND, müsse „innerhalb eines Jahres einen Umstellungsplan erarbeiten – auch ohne Druck aus Verden“.  HB