Nachwuchs mit Wachstumsproblemen

THEATER Das Hamburger Kaltstart-Festival ist nach zehn Jahren fast unbekannt – und es schrumpft

Dass die Süddeutsche es mal das „größte und unbekannteste Theaterfestival Norddeutschlands“ genannt hat, darauf ist das Theaternachwuchsfestival Kaltstart immer noch stolz. Das größte seiner Art ist das Festival im Kultur- und Feierzentrum Kulturhaus 73 mitten im Hamburger Schanzenviertel zwar seit Jahren nicht mehr – das am wenigsten bekannte aber ist es geblieben.

Dabei ging es doch mit einem Paukenschlag los vor neun Jahren. „Schluss mit der Lethargie und der Angst“, hatte sich das Festival auf die Fahnen geschrieben, ein Befreiungsschlag für eine paralysierte Szene sollte es sein: theaterferner Spielort mitten im angesagten Viertel, Theatermuff raus, neues Publikum rein. Sprungbrett, Forum und Messe zugleich wollte man sein, jenseits von Konkurrenzdruck, Preisverleihungsstress und Pressehype.

Die Szene hat’s dankbar angenommen, schnell wurde expandiert, neue Spielorte kamen dazu, fünf kleine Festivals wurden unter einem Dach vereint, fast 100 Veranstaltungen gab’s in drei Wochen. Seit ein paar Jahren schrumpft das Kaltstart-Festival wieder konsequent. „Kein Grund zur Sorge“, gibt sich Festivalleiter Timo von Kriegstein entspannt. Und macht aus der Nicht-Etabliertheit eine Tugend: Wenn der Theaternachwuchs im Kulturbetrieb angekommen sei, sei er schließlich gar kein Nachwuchs mehr.  MATT

■ Do, 28. 5., bis Sa, 6. 6., Kulturhaus 73, Schulterblatt 73, Hamburg. www.kaltstart-hamburg.de