Lieferstopp dank „Bild“-Zeitung

ENDE Weil Einzelhändler keine „Bild“ verkauften, stoppte der Grossist die Auslieferung aller Titel

„Sehr geehrte Kundschaft, auch wir werden unprofessionellem Journalismus keine Plattform mehr geben und haben beschlossen, die Bild-Zeitung ab sofort aus dem Sortiment zu nehmen“, schrieb der Betreiber des Edeka Heymer in Chemnitz am 30. März auf seiner Facebook-Seite. Er ist nicht der einzige Händler, der den Verkauf der Bild-Zeitung einstellte. Eine Aral-Tankstelle in Bendorf, ein Späti in Marburg, eine Tankstelle in Papenburg und einige weitere zogen nach.

Grund ist die Verärgerung über die Berichterstattung des Springer-Blatts über den Absturz des Germanwings-Maschine im März mit 150 Toten. Auf der Titelseite waren trauernde Angehörige zur Schau gestellt worden, das Privatleben des Kopiloten wurde bis ins Detail ausgeleuchtet. Die Händler wollten dies nicht weiterverbreiten – und bekamen dafür die Quittung.

Am 21. Mai nun informierte der Edeka-Betreiber in Chemnitz seine Kunden über die Einstellung der kompletten Belieferung von Drucktiteln durch den Mitteldeutschen Pressevertrieb. Die Begründung: der Verkaufsstopp der Bild. Da es ein Gebietsrecht gebe, dürfe der Markt sich von keinem anderen Grossisten beliefern lassen, so der Marktleiter. Auch die Aral-Tankstelle in Bendorf wurde unter Druck gesetzt – und nahm die Bild-Zeitung wieder ins Sortiment. Anders die Tankstelle in Papenburg und der Späti in Marburg. Auch sie werden nicht mehr beliefert. Der Tankstellenbetreiber Bastian Hogg sagte, er hätte nicht gedacht, dass es ein so großes Problem sei, die Bild-Zeitung aus dem Verkauf zu nehmen. Schließlich hatte er zuvor die Möglichkeit, bestimmte Drucktitel nicht zu verkaufen, wenn „die Sachen nicht laufen“. Vom Presseservice Nordwest hieß es jedoch daraufhin, die Pressefreiheit sei durch den Stopp des Verkaufs der Bild-Zeitung gefährdet.

MARCO WEDIG