Was tun?

SCHUTZ Vollkommene Sicherheit gibt es nicht. Aber Annäherungen. Die Tipps

Jeder, dem schon mal das Rad geklaut wurde, weiß: Diebstahl sucks. Das sauer angesparte Geld ist futsch, und selbst wenn das Gefährt nicht so teuer war, ist es doch für viele ein vertrautes und für individuelle Bedürfnisse konfiguriertes Hilfsmittel. Ersatz zu beschaffen kostet und nervt. Hightech-Lösungen wie das GPS-System Lock8 (siehe „Der schnelle Weg zum Flohmarkt“) sind noch nicht ausgereift. Um dem Klau vorzubauen, heißt es so lange, alle herkömmlichen Register zu ziehen.

1. Tarnen und täuschen: Was ist für unliebsame Interessenten attraktiver: das chromglänzende Rad im extravaganten Look oder die staubige Mühle in Einheits-Anthrazit? Schwer zu sagen. Schönheit verführt, aber ein auffälliges Äußeres wirkt auch abschreckend: Kein Dieb riskiert gern, dass man den unrechtmäßigen Besitz schon von ferne identifizieren kann. Manche Radbesitzer wenden Camouflagetechniken an, um ein hochwertiges Bike auf den ersten Blick zu entwerten. Die sorgfältig gepflegte Schmutzschicht kann einen Profidieb zwar nicht täuschen. Aber nicht alle Diebe sind Profis.

2. Schloss und Riegel: Dass Spiralkabelschlösser kaum Schutz bieten, dürfte klar sein. Aber welches Schloss ist wirklich absolut sicher? „Gar keins“, sagt Katja John vom ADFC Berlin, „zumindest nicht, wenn eine Flex ins Spiel kommt“. Weil aber nicht jeder potenzielle Dieb mit dem Trennschleifer unterwegs ist, macht die Sicherungstechnik eben doch einen Unterschied.

Besten Schutz bieten laut Stiftung Warentest weiterhin Bügelschlösser – im Test schnitten 4 von 13 Exemplaren „gut“ ab. Es folgen die platzsparenden Faltschlösser (nur 1 von 6 „gut“), Panzerkabel (Bestnote „befriedigend“) und Ketten (Bestnote „befriedigend“ und außerdem ganz schön schwer).

Woran nicht jeder denkt: Für manch einen Dieb ist es leichter, das Schloss klassisch zu knacken, anstatt es zu zerstören. Auch hier macht sich Qualität bezahlt. Profitipp von Katja John: Viele Diebe sind auf eine Schlossart spezialisiert. Zwei unterschiedliche Schlösser erhöhen die Sicherheit also überproportional.

3. Drinnen und draußen: Der mit Abstand sicherste Parkplatz ist die eigene Wohnung. Wenn das Rad aber längere Zeit im Freien verbringen muss, empfehlen sich belebte Orte, und, ja, auch solche mit Videoüberwachung. Egal wie man grundsätzlich dazu steht – ein Abschreckungsfaktor für Diebe sind Kameras allemal. Dass das Rad an einen Bügel oder die Laterne geschlossen werden muss, versteht sich von selbst. Ein Bauzaun ist keine gute Idee – der lässt sich womöglich selbst aufknipsen.

Was gar nicht geht: aufs Abschließen verzichten, auch wenn man nur zwei Minuten in den Späti muss.

4. Buchstaben und Zahlen: Gehört hat es wohl jeder schon, aber gemacht? Die Polizei bietet ab und zu die kostenlose Codierung von Rädern an, der ADFC zweimal die Woche gegen Gebühr. Was passiert da? Eine Kombination aus Zahlen und Buchstaben wird mit einer Spezialfräse ins Sattelrohr des Rahmens gekerbt oder in Form eines unkaputtbaren Aufklebers angebracht.

Dabei handelt es sich nicht um eine beliebige Zeichenkombination: Man kann die Wohnanschrift, die Initialen des Eigentümers und das Anschaffungsjahr herauslesen. Wird ein entwendetes Rad mit Codierung aufgefunden, kann der Bestohlene oft ohne Weiteres informiert werden. Diebe, die diese Spur verwischen wollen, müssen den Code mechanisch vernichten – das ist aufwändig und hinterlässt Spuren.

5. Versichern und kassieren: Das Thema Fahrradversicherung ist für viele immer noch eine große Unbekannte. Auf der Hand liegt die Entscheidung oft nur für die Käufer von Edelrädern. Wer mehrere tausend Euro für sein Luxus-Fixie hinblättert, spielt nicht mit dem Schicksal. Allen anderen stellt sich die Frage, ob sie eine spezielle Fahrradversicherung abschließen oder es mit der Hausratversicherung probieren. Die bietet oft auch einen Diebstahlschutz außerhalb der Wohnung an, allerdings werden nur bescheidene Beträge ausgezahlt. Wo Hausratsversicherungen abwinken: wenn man sein Rad im Freien übernachten lässt, und sei es im Hof.

Für Fahrradversicherungen wiederum geht „nachts und draußen“ in Ordnung – mit einem hochwertigen Schloss. Der Service kostet aber je nach Anbieter zwischen 10 und 15 Prozent des Anschaffungspreises, bei einem Fahrrad für 1.500 Euro beispielsweise 200 Euro im Jahr. Lohnt nur bei Rädern ab 500 Euro, meint Katja John vom ADFC. Übrigens: Versicherer sind keine Kumpeltypen. Bei fast allen ist nach dem zweiten Versicherungsfall (sprich: Klau) der Ofen aus. Ende der Geschäftsbeziehung. CLAUDIUS PRÖSSER