Artenschutzkonferenz in Bangkok: Schutz vor der Speisekarte

Fünf Hai-Arten sollen stärker geschützt werden. Bei manch anderen Arten ist dagegen nach der Halbzeit der Gespräche in Bangkok keine Einigung in Sicht.

Mehr Schutz, weniger Suppe. Bild: dpa

BANGKOK taz | Auf der Artenschutzkonferenz in Bangkok haben die Verhandlungsparteien erste Erfolge erzielt: Fünf bedrohte Haiarten, darunter der Weißspitzen-Hochseehai, dürfen künftig nur noch mit Quoten und Lizenzen international gehandelt werden.

Das beschloss eine Zweidrittelmehrheit der Unterzeichner des Washingtoner Artenschutzabkommens (Cites). Die Entscheidung, die in 18 Monaten umgesetzt werden müsste, ist allerdings vorläufig. Gegner können bis zum Ende der Konferenz am Donnerstag eine neue Abstimmung im Plenum erzwingen.

Es sind nicht nur die Haiarten, deren Flossen teilweise als Delikatesse gefragt sind. Verlust von Lebensraum, Jagd und illegaler Handel betreffen zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Was dagegen getan werden kann, ist Thema der Artenschutzkonferenz, auf der sich Politiker, Wissenschaftler und Lobbyisten derzeit in der thailändischen Hauptstadt Bangkok treffen. Geregelt wird der Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten in der UN-Konvention Cites, deren Inkrafttreten sich gerade zum 40. Mal jährt.

Besonders brisant ist derzeit die Situation der afrikanischen Elefanten. In den letzten fünf Jahren hat sich der Handel mit illegalem Elfenbein verdoppelt. Unter anderem der gestiegene Wohlstand in China hat die Nachfrage befeuert. Wilderei und Schmuggel von illegalem Elfenbein sind ein lukratives Geschäft, das von immer professioneller agierenden Verbrechersyndikaten kontrolliert wird.

Bewaffnete Milizen und organisierte Verbrecherbanden

Doch was soll man dagegen tun? Ist es besser, den Handel mit Elfenbein komplett zu verbieten, oder sollte man ihn lediglich regulieren? Befürworter eines Verbots argumentieren, dass legaler Handel den illegalen Handel erleichtert. Befürworter eines regulierten Handels entgegnen, dass der Verkauf von Elfenbein Nationalparks in Afrika Einnahmen verschafft, die sie in den Schutz der Elefanten investieren können. Hinzu kommt, dass einige Länder ihre Elefanten erfolgreich schützen. Darf man nun diese Länder dafür bestrafen, dass in anderen Ländern der Schutz nicht funktioniert?

„Wir sehen uns mit schwer bewaffneten Milizen und organisierten Verbrecherbanden konfrontiert“, sagt Cites-Chef John Scanlon. „Dagegen etwas zu tun geht über die Fähigkeiten des durchschnittlichen Wildhüters hinaus.“

Doch es geht auch über die Fähigkeiten von Cites hinaus: Die Organisation hat gerade mal genug Geld für ihr eigenes Sekretariat. Die von Cites beschlossenen Handelsbeschränkungen werden von den Mitgliedsländern und von Organisationen wie Interpol durchgesetzt. Das mag einer der Gründe dafür sein, warum es bei Cites die sonst für UN-Organisationen typische Unterteilung in Industrie- und Entwicklungsländer nicht gibt. „Ich glaube, es ist eine Stärke, dass Cites nicht in typischer UN-Manier operiert. Die Länder stimmen frei über Anträge ab, ein bisschen wie bei einer Gewissensabstimmung in einem Parlament“, erklärt Scanlon.

Daher kommt es auch zu Allianzen, die sonst kaum vorstellbar wären. Etwa beim Antrag von Russland und den USA, den Handel mit Eisbärtrophäen zu verbieten. Obwohl die Gefahr für das Überleben des Eisbären vom Klimawandel herrührt, glauben die Antragsteller, dass ein Handelsverbot hilfreich wäre. In einer vorbereitenden Kommission konnten sie sich damit aber nicht durchsetzen. Wegen der Inuit in Grönland lehnt Dänemark ein Verbot ab. Somit gab es keinen EU-internen Konsens, und alle EU-Staaten sowie Beitrittskandidat Kroatien enthielten sich der Stimme.

Bessere Aussichten auf Erfolg haben derweil die Anträge auf die Regulierung des Handels mit bestimmten Hölzern, etwa Rosenholz. „Vor einigen Jahren gab es noch Widerstand, kommerziell wertvolle Baumarten unter den Schutz von Cites zu stellen“, sagt Scanlon. Doch in dem Bereich sei eine wesentliche Veränderung zu beobachten, und die Herkunftsländer der bedrohten Baumarten würden nun einen Vorteil von Cites sehen. „Die Zahl der von Cites geschützten Baumarten hat sich so von rund 20 auf 350 erhöht.“

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