Asien-Reise von Außenminister Wadephul: Japan als „Premiumpartner“
In Tokio betont Bundesaußenminister Wadephul die Nähe beider Länder. Er verteidigt zudem das deutsche Marine-Engagement im Indopazifik.

Von Tokio aus kritisierte er China überraschend scharf für die Unterstützung des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und für Pekings militärische Drohgebärden im Südchinesischen Meer und in der Straße von Taiwan.
„Freiheit, Sicherheit und Wohlstand in Europa und im Indopazifik sind eng miteinander verwoben“, sagte Wadephul beim Gespräch mit seinem japanischen Amtskollegen Takeshi Iwaya – ein Verweis auf russische Rüstungstechnologie für Nordkorea und chinesische Drohnenteile für Russlands Armee.
„80 Prozent der von Russland verwendeten Güter, die zivil und militärisch nutzbar sind, kommen aus China. China ist auch der größte Abnehmer von russischem Öl und Gas“, betonte der Minister später bei einer Rede. „Das zeigt, dass China die Prinzipien der Nichteinmischung und territorialen Integrität zwar predigt, sie in Wahrheit aber untergräbt“, so der Minister.
China: „Wadephul heizt regionale Konflikte an“
Wadephul warnte China vor einseitigen Grenzveränderungen im Süd- und Ostchinesischen Meer und in der Straße von Taiwan und stellte sich damit an die Seite Japans, das mit China um die Hoheit über die Senkaku/Diayou-Inseln streitet.
Eine schnelle Replik des Außenamtsprechers aus Peking, er „heize regionale Spannungen an“, wies Wadephul zurück. „Deutschland akzeptiert Wettbewerb zu fairen Bedingungen, aber wenn sich China zur systemischen Rivalität entscheidet, dann werden wir darauf antworten“, sagte der Minister. In Japan fände man eine ganz ähnliche Herangehensweise.
Dass Wadephul Japan als erstes Land in Asien besucht und dabei noch harte Worte für China findet, überraschte die japanische Seite positiv. Japan und Deutschland würden in Asien und Europa „als Antriebskraft“ agieren, ihre Kooperation werde daher immer wichtigter, sagte Außenminister Iwaya. Man nimmt Wadephul als Freund Japans wahr.
Der Norddeutsche engagierte sich im Deutsch-Japanischen Forum, das den bilateralen Austausch fördert. Seine drei Töchter lernten an ihrer Schule in Kiel Japanisch und waren zum Austausch an einer Schule in Kobe, berichtete er. Der Minister für Wirtschaftssicherheit, Minoru Kiuchi, lobte seinerseits Wadephul als „einen der größten Sake-Liebhaber“.
Mehr Rüstungskooperation mit Tokio
Der Außenminister verteidigte die verstärkte maritime Präsenz von Deutschland im Indopazifik durch gemeinsame Militärübungen mit Japan und Australien und die Entsendung von Fregatten. „Wir zeigen, dass die Freiheit der Seewege für uns ein zentrales außen- und sicherheitspolitisches Interesse ist“, meinte Wadephul.
Ein Element der Zusammenarbeit ist auch der Rüstungsbereich, da beide Länder ihre Wehrtechnik modernisieren. So kooperiert Rheinmetall mit dem Handelshaus Marubeni, um autonome Bodenfahrzeuge für Japans Streitkräfte zu produzieren. Sie werden bereits in Japan getestet. Seit einem Jahr gibt es an der deutschen Botschaft in Tokio einen eigenen Attaché für solche Projekte.
Auch bei Wadephuls anschließendem Besuch von Indonesien ist China der Elefant im Raum. Denn Deutschland sucht wirtschaftliche Expansionsmöglichkeiten, um unabhängig von China zu wachsen und die Abhängigkeit von der Volksrepublik zu verringern.
Ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indonesien steht kurz vor dem Abschluss. Damit eröffnen sich deutschen Importeuren und Herstellern neue Absatzchancen. Wadephul trifft den indonesischen Außenminister Sugiono sowie den Generalsekretär des südostasiatischen Staatenbundes Asean, Kao Kim Hourn, und besucht zudem die Niederlassung von Daimler Truck in Jakarta.
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