Asyl für Aktivist aus Hongkong: Schutz wegen begründeter Angst vor Verfolgung
Aktivist Tony Chung erhält Asyl in Großbritannien. Der 24-Jährige war ein Gesicht der Protestbewegung in Hongkong und saß jahrelang in Haft.
„Meine Gefühle in dem Moment, als ich diese Nachricht bekam, waren wirklich unbeschreiblich“, schrieb Chung am Sonntag auf Instagram. „Meine erste Reaktion war pure Aufregung, aber dieses Gefühl der offenen Möglichkeiten hat mir Angst gemacht – Angst davor, für die Zukunft zu planen“, fügte er hinzu. „Ich kann nur sagen, dass ich nicht aufgeben werde, und nicht aufgeben will.“
Chung war 2021 unter dem von China verhängten sogenannten Sicherheitsgesetz zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden, mit damals 20 Jahren als jüngster Demokratie-Aktivist. Er kam im Juni 2023 vorzeitig aus der Haft frei, lebte danach nach eigenen Angaben aber weiter in täglicher Angst. Im Dezember des gleichen Jahres floh Chung unter dem Vorwand eines Japan-Urlaubs nach Großbritannien und beantragte dort Asyl.
„Ich fürchtete mich davor, mein Zuhause zu verlassen, ich fürchtete mich davor, in der Öffentlichkeit das Telefon zu benutzen“ begründete Chung damals seine Flucht. Chinas Nationale Sicherheitspolizei habe alle zwei bis vier Wochen ein Treffen gefordert und ihn gedrängt, für sie zu arbeiten.
Vom Schüler zum Helden
Chung war früher Vorsitzender einer kleinen Schülervereinigung, die sich für die Unabhängigkeit der Wirtschaftsmetropole Hongkong eingesetzt hatte. Im Jahr 2019 war er über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt geworden, nachdem er eine Fahnenstange zerbrochen hatte, die er einem Peking-freundlichen Gegendemonstranten bei Zusammenstößen entrissen hatte. Jemand filmte die Szene auf Video, und so wurde der Schüler zum Helden.
Die chinesische Sonderverwaltungszone galt bis vor einigen Jahren als Bastion der Meinungsfreiheit in China. Seit Peking im Jahr 2020 das sogenannte Sicherheitsgesetz erlassen hatte, gehen die Behörden in der Sonderverwaltungszone jedoch massiv gegen pro-demokratische Aktivisten und andere Peking-kritische Stimmen vor.
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