Au darf Burschenschafter bleiben: Blutszwist beigelegt

Streit, Debatte, Neuregelung: Nach ihrem Jahrestreffen wollen 120 Burschenschaften die Aufnahme neuer Mitglieder nicht mehr von deren Abstammung abhängig machen.

"Ich bin stolz, Teil dieser Gemeinschaft zu sein": Kai Ming Au, Sprecher der "Burschenschaft Hansea zu Mannheim". Bild: dapd

Die Reihen der Deutschen Burschenschaft (DB) sind wieder fest geschlossen: Ohne Ausschlussverfahren und mit geänderter Abstammungsregelung ist am Sonntag der Burschentag 2011 in Eisenach zu Ende gegangen. Bei der Vollversammlung des Dachverbandes von rund 120 Burschenschaften wurde heftig debattiert, wie deutsch ein deutscher Burschenschafter sein muss.

Die "Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn" hatte mit Rückgriff auf ein gültiges Gutachten der DB den Ausschluss der "Burschenschaft Hansea zu Mannheim" beantragt, da dessen Sprecher Kai Ming Au chinesische Eltern hat. Die Raczeks wollten zudem durchsetzen, dass eine deutsche Abstammung für die Mitgliedschaft verbindlich sei.

"Der entsprechende Antrag wurde zurückgezogen und ein neues Rechtsgutachten vorgelegt", sagt Michael Schmidt, Pressesprecher der DB der taz. Über den umstrittenen "Abstammungsparagraphen" diskutierten die Burschenschaften in einer "eineinhalbstündigen Generaldebatte". Diese sei "sehr emotional" geführt, räumt Schmidt ein.

Der Mannheimer Burschenschafter Au bleibt dem Lebensbund nun weiter treu verschrieben. Zwar seien die letzen Tage schwierig gewesen, sagt er, doch seine Burschenschaft und der Verband seien für ihn "korporative Heimat": "Ich bin stolz, Teil dieser Gemeinschaft zu sein." Und er ergänzt: "Ich bin stolz, Deutscher zu sein."

Das alte Rechtsgutachten des DB, das den Schwerpunkt der Mitgliedschaft auf die Abstammung legte, wurde im Rahmen des Burschentags aufgehoben. Nach einem neuen Gutachten können nun männliche Studenten Burschafter werden, die deutscher Abstammung sind oder über die deutsche Staatsangehörigkeit verfügen.

Die Debatte um die Rolle der Abstammung spiegele die völkisch-biologistischen Positionen in der DB wieder, sagt Jörn Kronauer, Autor einer kritischen Studie zu studentischen Verbindungen. Dass infolge des neuen Regelungen alle Burschenschaften ihren Teutomanismus aufgeben werden, bezweifelt Kronauer.

Zum ersten Mal seit mehreren Jahren hat auch der Hamburger Verfassungsschutz (VS) wieder in seinem Jahresbericht die Burschenschaften erwähnt. Einzelne Burschenschafter hätten Verbindungen zum Rechtsextremismus haben, schreibt der VS. Die Entwicklungen innerhalb der DB "und hier vor allem in der rechtsgerichteten Burschenschaftlichen Gemeinschaft" begründeten den Verdacht, dass dort "zum Teil rechtsextremistische Positionen vertreten werden". Der Burschenschaftlichen Gemeinschaft gehören etwa ein Drittel aller im DB organisierten Burschenschaften an.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.